Krieg im Kongo:Tödliche Triumph-Sucht

Es herrscht wieder einmal Krieg im Kongo. Statt miteinander zu verhandeln, glauben Joseph Kabila und Laurent Nkunda nur an eins: die Macht der Waffen.

Arne Perras

Der Kongo bietet in diesen Tagen ein deprimierendes Déjà-vu. Die Menschen im Osten des Landes laufen um ihr Leben, weil sich Armee und verfeindete Milizen in den Hügeln beschießen.

Durch den Kampf um militärischen Triumph sind im Ostkongo Hunderttausende auf der Flucht. (Foto: Foto: AFP)

Präsident Joseph Kabila und sein Gegenspieler, der Tutsi-General Laurent Nkunda, sind beide Bellizisten, Kriegsgurgeln. Unter dem Druck der Weltgemeinschaft haben sie verhandelt, doch was sie wirklich wollen, ist ein militärischer Triumph. Beide glauben an die Waffen als erstes Mittel der Politik. Und die Kämpfe erzeugen immer neues Leid, sie blockieren Versuche der Versöhnung und verstellen einen politischen Ausweg aus der Krise.

Die Gemengelage im Ostkongo ist kompliziert, in den Konflikten geht es um Land, um Bodenschätze, Interessen von Nachbarstaaten und Konzernen - und um die Furcht ethnischer Gruppen, von ihren jeweiligen Gegnern ausgelöscht zu werden. Laurent Nkunda, der Ruanda als Paten hinter sich weiß, nutzt gezielt diese Furcht, um sich als Schutzmacht der Tutsis im Kongo zu behaupten. Er sagt, dass er sich gegen radikale Hutus und deren Verbündete, die kongolesische Armee, verteidigen müsse. Angriff ist im Denken Nkundas die beste Verteidigung.

Also geht er in die Offensive und verbreitet Angst und Schrecken. Kabilas Soldaten sind der gut trainierten Nkunda-Truppe nicht gewachsen.

Es ist wie zu Mobutus Zeiten: Die kongolesische Armee ist disziplinlos und schwach. Der Präsident kann Ruhe militärisch also nicht erzwingen, auch nicht mit Hilfe der Blauhelme, die nun an seiner Seite kämpfen. Kabila müsste den Frieden mit Nkunda aushandeln, doch als Bellizisten meiden beide diesen Weg. Im Ostkongo sprechen also wieder Mörser und Kalaschnikow.

© SZ vom 29.10.2008/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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