Krieg im Gaza-Streifen:Israel will Angriffe ausweiten

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Während Bundesaußenminister Steinmeier in Kairo für eine Waffenruhe wirbt, kündigt Israel eine noch härtere Gangart gegen die Hamas an: Das israelische Militär will seine Bombardements im Gaza-Streifen weiter verstärken.

Drei Wochen nach Beginn seiner Offensive im Gaza-Streifen hat Israel eine abermalige Ausweitung der Angriffe angekündigt. Über Gaza warfen am Samstag israelische Flugzeuge Tausende Flugblätter ab, in denen die Bevölkerung vor neuen Attacken gewarnt wird.

Einsatzbereit: Israelische Panzer am nördlichen Gaza-Streifen. (Foto: Foto: Reuters)

Die Armee werde bald ihre Einsätze gegen Tunnel, die für den Waffenschmuggel genutzt werden, sowie Waffenlager und gegen "die Terroristen im gesamten Gaza-Streifen" intensivieren, hieß es in der Ankündigung.

"Für Ihre Sicherheit und die Ihrer Familie sind Sie aufgefordert, sich nicht Terroristen, Waffenlagern und Waffen zu nähern", hieß es weiter. Die Warnung wurde auch per SMS an Handys der Bewohner im Gaza-Streifen geschickt.

In den vergangenen Tagen hatte die israelische Luftwaffe die dem Waren- und Waffenschmuggel dienenden Tunnel bei Rafah im Süden des Gaza-Streifen massiv bombardiert. Infolge dessen waren Zehntausende Menschen aus ihren Häusern geflohen. Militärexperten gehen davon aus, dass die radikal-islamische Hamas auch in den anderen Teilen des Gaza-Streifen über unterirdische Anlagen verfügt, die Kommandozentralen, Waffenlager und Werkstätten beherbergen.

Israel setzte indes seine Militäroffensive im Gaza-Streifen den 15. Tag in Folge fort. Sieben Angehörige einer Familie und ein Besucher starben, als eine israelische Panzergranate ein Haus in Dschebalia nördlich von Gaza traf, berichteten Ärzte und Augenzeugen. Insgesamt wurden am Samstag nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsdienste 16 Menschen getötet. Die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der Militäroffensive am 27. Dezember stieg auf 820. Etwa 3500 Menschen wurden verletzt.

In Gaza verschärfte sich die humanitäre Lage. Bewohner klagten, Vorräte an Trinkwasser und Lebensmitteln gingen zur Neige. Eine von militanten Palästinensern abgefeuerte Rakete schlug in der südisraelischen Stadt Aschkelon in ein Haus ein. Ein Israeli wurde verletzt, berichteten israelische Medien.

"Arbeitsplan für einen dauerhaften Waffenstillstand"

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat unterdessen Ägypten Hilfe bei der Sicherung seiner Grenze zum Gaza-Streifen zugesagt, um den Waffenschmuggel für die Hamas zu stoppen. Bereits in den kommenden Tagen solle eine deutsche Expertengruppe nach Ägypten reisen, um über eine effektive Grenzschutzstrategie zu beraten, sagte Steinmeier am Samstag in Kairo.

"Wir müssen jetzt hartnäckig daran arbeiten, die Voraussetzungen für ein Ende der Kämpfe zu schaffen", so der Bundesaußenminister. "Wir brauchen einen Arbeitsplan für einen dauerhaften Waffenstillstand." Ein Ende der Kämpfe im Gaza-Streifen sei derzeit jedoch noch nicht absehbar.

Auch während des Besuchs von Steinmeier am Samstag in Rafah setzte die israelische Armee in umittelbare Nähe des Grenzübergangs zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen die Angriffe fort. Eine Rakete schlug so dicht an der Grenze ein, dass die Scheiben in dem Gebäude vibrierten, in dem sich Steinmeier gerade befand. Nach Angaben von Augenzeugen gab es unmittelbar vor seiner Ankunft einen Einschlag auf der Seite des Gazastreifens direkt am Grenztor. Steinmeier ließ sich auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs über die Lage in der Region informieren.

Demonstrationen weltweit

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon protestierte in einem Telefonat mit dem amtierenden israelischen Regierungschef Ehud Olmert gegen Israels fortlaufende Angriffe. Die UN kündigten am Freitagabend an, dass sie ihre nach dem israelischen Angriff auf einen Hilfskonvoi eingestellten Aktivitäten wieder aufnehmen werden.

Weltweit demonstrierten Zehntausende Menschen am Samstag gegen die israelische Militäraktion im Gaza-Streifen. Große Kundgebungen gab es etwa in Paris, wo nach Angaben der Veranstalter etwa 100.000 Menschen protestierten.

In London gingen nach Angaben der Polizei rund 12.000 Menschen auf die Straße, in den Medien war von mehreren zehntausend Teilnehmern die Rede. In mehreren Städten Deutschlands protestierten knapp 20.000 Menschen - unter anderem in Berlin, Duisburg, München und Nürnberg - gegen das Vorgehen der Israelis im Gaza-Streifen.

© AFP/dpa/AP/Reuters/plin/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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