Krankenhäuser:Es fehlen die Vorgaben

Finanzielle Anreize allein bewirken in den Kliniken nichts. Es braucht politische Vorgaben, die die Qualität sicherstellen.

Von Kristiana Ludwig

Was in jedem Krankenhaus zählt, ist das Geld, heute mehr denn je. Die Lebensretter und die großen Operateure arbeiten alle nicht nur für ihre Patienten - sondern auch für die Klinikbilanz. Die Gesundheit ist ein großes Geschäft. Deshalb bleiben manche der älteren Patienten lange im Krankenhaus, obwohl es ihnen nicht guttut, wie der neue Barmer-Krankenhausreport zeigt. Das Geld nimmt Einfluss darauf, wie Ärzte Patienten behandeln. Es führt auch dazu, dass einige Menschen Operationen bekommen, die sie gar nicht bräuchten. Hauptsache, es rechnet sich.

Dass das deutsche Gesundheitssystem so funktioniert, ist in der Politik lange bekannt. "Fehlanreize" nennen Experten solche Phänomene. So als sei es ein Naturgesetz, dass nicht die Diagnose, sondern das Geld einige Entscheidungen der Ärzte lenkt. Allein das ist empörend.

Eine Reform der Klinikabrechnungen hat das Problem noch verstärkt: Nun schlagen schnelle Behandlungen besser zu Buche als lange Aufenthalte. Die Bundesregierung muss sich endlich von der Idee verabschieden, dass finanzielle Anreize allein zu einem humanen Gesundheitssystem führen. Kliniken brauchen politische Vorgaben, die ihre Qualität sicherstellen. Oft mangelt es an Angestellten und an Expertise. Es fehlen unabhängige Kontrollen. Die Preispolitik richtet nur dann weniger Schaden an, wenn sie klare Schranken hat.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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