Kosovo:Serbischer Politiker erschossen

Kosovo: Wurde in Kosovo ermordet: der serbische Politiker Oliver Ivanović.

Wurde in Kosovo ermordet: der serbische Politiker Oliver Ivanović.

(Foto: Armend Nimani/AFP)

Nach dem Mord an Oliver Ivanović droht dem Land neue Instabilität. Dabei hatten Belgrad und Pristina gerade erst Verhandlungen begonnen, um ihr Verhältnis endlich zu verbessern.

Von Peter Münch, Wien

In Kosovo droht neue Instabilität nach dem Mord an einem prominenten Politiker der serbischen Minderheit. Oliver Ivanović wurde am Dienstag in der geteilten Stadt Mitrovica unmittelbar vor seinem Parteibüro mit mehreren Schüssen getötet. Die Täter konnten fliehen. Sowohl albanische Vertreter in der Kosovo-Hauptstadt Pristina als auch die serbische Führung in Belgrad verurteilten die Tat.

Der 64-jährige Ivanović ist in der serbisch-kosovarischen Politik seit Kriegstagen als Vertreter der serbischen Minderheit präsent, die heute noch 120 000 von insgesamt 1,8 Millionen Einwohnern umfasst. 2016 war er von einem kosovarischen Gericht wegen Kriegsverbrechen zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Er soll serbische Milizen 1999 zum Mord an Albanern angestiftet haben. Weil ein Berufungsgericht das Urteil aufhob, war er bis zu einem anstehenden neuen Prozess aber wieder auf freiem Fuß. Zuletzt galt er in Kosovo als gemäßigte Kraft und war auch Ansprechpartner für Vertreter der Europäischen Union, der Nato und der Vereinten Nationen. In jüngerer Zeit war er vermehrt auch mit der serbischen Führung in Belgrad in Konflikt geraten.

Belgrad und Pristina wollten gerade ihr Verhältnis verbessern

Zu der Tat, die aus einem fahrenden Wagen heraus verübt wurde, bekannte sich zunächst niemand. Das ausgebrannte Tat-Auto wurde später gefunden. Die Staatsanwaltschaft sagte, es sei unklar, wer hinter dem Mord stecke.

Die tödlichen Schüsse fielen just an jenem Tag, an dem Unterhändler aus Belgrad und Pristina nach längerem Stillstand wieder Verhandlungen über eine Normalisierung der Beziehungen aufgenommen hatten. Die EU hat dies angeregt, nachdem die albanische Führung 2008 die Unabhängigkeit der früheren serbischen Provinz erklärt hatte. Die Eigenstaatlichkeit Kosovos wird mittlerweile von mehr als 110 Ländern anerkannt. Der Streit über den Status ist jedoch ein Hindernis auf dem Weg Serbiens in Richtung EU.

Nach dem Mord verließ die serbische Delegation sofort die Verhandlungen in Brüssel. Die Belgrader Regierung sprach von einer "kriminellen, terroristischen Tat gegen das gesamte serbische Volk". Präsident Aleksander Vučić berief eine Dringlichkeitssitzung des nationalen Sicherheitsrats ein. Auch die albanische Führung in Pristina sprach von einem Anschlag auf den Rechtsstaat. Die EU rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf.

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