Kosovo:Montenegro und Mazedonien erkennen Unabhängigkeit an

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Schlag für serbische Nationalisten: Nun haben auch Montenegro und Mazedonien, einst mit Serbien in einem gemeinsamen Staat verbunden, die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt.

Die früheren jugoslawischen Teilrepubliken Montenegro und Mazedonien haben am Donnerstag die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt. In der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica wurde die Anerkennung bei einer Kabinettssitzung beschlossen. In Mazedonien stimmte zunächst das Parlament für die Maßnahme, die dann auch von der Regierung abgesegnet wurde.

Die USA begrüßten die Beschlüsse, die Regierung in Belgrad reagierte mit der Ausweisung des montenegrinischen Botschafters.

Wie Montenegros Außenminister Milan Rocen im Anschluss an die Kabinettssitzung in Podgorica mitteilte, erfolgte der Beschluss einstimmig. In Skopje teilte Außenminister Antonio Milososki auf einer Pressekonferenz mit: "Die Regierung hat entschieden, Kosovos Souveränität und Integrität anzuerkennen".

Zuvor hatte das mazedonische Parlament mehrheitlich für die Anerkennung der ehemaligen serbischen Provinz gestimmt. Damit wurde das Kosovo bislang von 50 Ländern anerkannt, darunter die USA sowie 22 EU-Länder, unter ihnen Deutschland.

Das US-Außenministerium äußerte sich zufrieden mit der Entscheidung Mazedoniens und Montenegros. "Diese Anerkennung wird die regionale Zusammenarbeit zugunsten von ganz Südosteuropa vertiefen und die Integration der Region in die euro-atlantischen Institutionen erleichtern", sagte Außenamtssprecher Sean McCormack.

In Belgrad sagte dagegen Außenminister Vuk Jeremic der Nachrichtenagentur Tanjug: "Die Regierung Serbiens hat beschlossen, die Regierung in Podgorica darüber zu unterrichten, dass die Anwesenheit ihres offiziellen Vertreters in Belgrad nicht mehr willkommen ist". Die Länder der Region hätten "eine besondere Verantwortung für die Bewahrung des Friedens auf dem Balkan".

Zuvor hatte die serbische Regierung allerdings mitgeteilt, dass sie ihre Botschafter in alle Länder zurückbeordere, aus denen sie wegen deren Anerkennung von Kosovos Unabhängigkeit abgezogen worden waren. Damit sollten die diplomatischen Aktivitäten fortgesetzt werden, deren Ziel die "Bewahrung der Souveränität und territorialen Integrität" Serbiens sei, hieß es.

Internationaler Gerichtshof wird mit Gutachten beauftragt

Bereits im Juli hatte Belgrad beschlossen, seine Botschafter in die EU-Hauptstädte zurückschicken, aus denen sie aus Verärgerung über die Anerkennung des Kosovo abgezogen worden waren.

In der Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte Serbien am Mittwoch mit einer Kosovo-Resolution einen Erfolg verbucht. Mit 77 Ländern stimmte in New York die Mehrheit der anwesenden Mitgliedsstaaten für die von Belgrad eingebrachte Entschließung, den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag mit einem Gutachten zur Rechtmäßigkeit der einseitigen Unabhängigkeitserklärung der früheren serbischen Provinz zu beauftragen.

Sechs Länder sprachen sich gegen die Resolution aus. 74 weitere enthielten sich, darunter neben Deutschland auch zahlreiche andere Mitgliedsländer der Europäischen Union. Neben Serbien lehnt auch die UN-Vetomacht Russland die Unabhängigkeit des Kosovo ab. Wegen eines befürchteten Domino-Effekts im eigenen Land sind unter anderem auch Spanien, Moldawien, Georgien und Rumänien dagegen.

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