Kosovo-Affäre:Agenten dürfen Pristina verlassen

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In der Kosovo-Affäre zeichnet sich eine Einigung ab: Die inhaftierten BND-Mitarbeiter stehen angeblich kurz vor der Ausreise.

Die drei im Kosovo inhaftierten Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) könnten bereits in dieser Woche nach Deutschland überstellt werden.

Möglicher Ausweg aus der diplomatischen Krise: Die kosovarische Strafjustiz könnte ihre Vorwürfe aufrechterhalten, das Beweismaterial aber an die deutschen Behörden übergeben. (Foto: Foto: dpa)

Wie die Süddeutsche Zeitung aus deutschen und kosovarischen Regierungskreisen erfuhr, sind Vertreter beider Länder darum bemüht, einen Ausweg aus der diplomatischen Krise zu finden. Am Dienstag wurde nach einer Lösung gesucht, die es beiden Seiten ermöglichen würde, das Gesicht zu wahren.

Sie könnte darin bestehen, dass die kosovarische Strafjustiz ihre Vorwürfe aufrechterhält, das Beweismaterial gegen die drei Agenten aber aushändigt und die strafrechtliche Aufarbeitung des Falles den deutschen Behörden überlässt. Die drei Männer könnten dann in den kommenden Tagen nach Deutschland ausgeflogen werden.

Die deutschen Agenten waren in der vergangenen Woche in Pristina festgenommen worden, ein Richter hatte anschließend eine 30-tägige Untersuchungshaft angeordnet. Dem BND-Mann Andreas J. wird vorgeworfen, er habe am 14. November einen Sprengsatz auf die Internationale Verwaltungsbehörde (ICO) in Pristina geschleudert.

In Berlin hieß es dagegen, J. habe erst vier Stunden nach dem Anschlag den Tatort aufgesucht und fotografiert. Er und seine beiden Kollegen seien zuverlässige Mitarbeiter des BND und nie mit Gewalttaten beauftragt worden. Die Bundesregierung erklärte, es sei "absurd" zu glauben, sie könne in terroristische Anschläge im Ausland verwickelt sein.

Die Kosovo-Regierung beteuerte am Montag indes, sie besitze einen Videofilm, auf dem J. beim Werfen der Bombe zu sehen sei. Als verdächtig galt, dass der Mann kurz vor seiner Festnahme versuchte, die SIM-Karte seines Mobiltelefons zu vernichten. Außerdem habe der BND-Mann Robert Z. mutmaßlich als Anführer des Trios fungiert. Der kosovarische Regierungschef Hashim Thaci hatte am Montag gesagt, niemand stehe über dem Gesetz und die Justiz müsse ihre Arbeit machen.

Offenbar wurde der diplomatische Druck aus Deutschland zu Beginn der Woche aber doch zu groß. Die Bundesregierung gehört zu den größten politischen und finanziellen Unterstützern des Kosovo. Zuletzt aber herrschte in Pristina Verstimmung über den BND, der immer wieder über die Verbindungen zwischen kosovarischen Politikern und dem organisierten Verbrechen berichtet hatte.

© SZ vom 26.11.2008/Enver Robelli/Hans Leyendecker/Nicolas Richter - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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