Korruptionsvorwürfe in der Türkei:Zahlreiche ranghohe Polizisten festgenommen

In der Türkei sind Dutzende ranghohe Polizisten festgenommen worden. Ihnen wird Korruption und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Doch es geht um mehr.

  • Im Zuge eines landesweiten Einsatzes sind in der Türkei mindestens 55 ranghohe Polizisten festgenommen worden. Ihnen wird Korruption und Amtsmissbrauch vorgeworfen.
  • Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen der islamisch-konservativen Partei von Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan und der Bewegung seines im Exil lebenden Rivalen Fethullah Gülen, der vor allem in Justiz- und Polizeikreisen viele Anhänger haben soll.
  • Auslöser für den Machtkampf war die Festnahme von zahlreichen Politikern und Wirtschaftsmanagern aus dem Umfeld der Erdoğan-Regierung im Dezember 2013.

Ferstnahmen ranghoher Polizisten

Bei einem landesweiten Einsatz sind in der Türkei mehrere Dutzend ranghohe Polizisten festgenommen worden. Wie mehrere Fernsehsender übereinstimmend berichteten, wird ihnen Korruption und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Allein 40 ehemalige und gegenwärtige Führungskräfte der Istanbuler Polizei wurden festgenommen, darunter der frühere Leiter der städtischen Anti-Terror-Einheit. Nach Informationen von CNN Türk liegen insgesamt 134 Haftbefehle gegen verdächtige Personen vor, bislang wurden mindestens 55 Personen festgenommen.

Medien sprechen von Schlag gegen Gülen-Bewegung

Das Vorgehen wird in den Medien einhellig als Schlag gegen die Bewegung des islamischen Predigers und Erdoğan-Rivalen Fethullah Gülen gewertet, der gegenwärtig im Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania lebt. Gülen soll vor allem in Polizei- und Justizkreisen über zahlreiche Anhänger verfügen. Wegen eines angeblichen Komplotts gegen seine Regierung ließ Erdoğan seit Ende des vergangenen Jahres massenhaft Polizisten, Richter und Staatsanwälte zwangsversetzen. Der türkische Regierungschef wirft der Gülen-Bewegung vor, einen Parallel-Staat schaffen und ihn entmachten zu wollen.

Zwischen Erdoğans islamisch-konservativer Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) und der Bewegung von Gülen herrscht seit Monaten ein Machtkampf. Im Dezember vergangenen Jahres waren mehrere Dutzend Politiker und Wirtschaftsmanager aus dem Umfeld der Erdoğan-Regierung festgenommen worden. Ihnen war vorgeworfen worden, in einen weitverzweigten Korruptions-Skandal verwickelt zu sein, bei dem es unter anderem um illegale Goldgeschäfte der staatlichen Halkbank mit Iran, Bestechung und rechtswidrige Baugenehmigungen geht. In der Folge wurde auch das türkische Kabinett umgebildet.

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