Korruptionsprozess:Ex-Lageso-Mann schwer belastet

Es geht um mindestens 123000 Euro Schmiergeld: Ein Mitangeklagter wirft dem ehemaligen Referatsleiter Korruption vor. Er soll Freunde mit der Bewachung von Flüchtlingsheimen beauftragt haben.

Ein ehemaliger Referatsleiter des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) ist im Prozess wegen Korruption durch einen Mitangeklagten belastet worden. Der 48-jährige Beamte habe regelmäßig "Provisionen" erhalten, sagte einer von zwei mitangeklagten Chefs einer Sicherheitsfirma am Mittwoch zu Verhandlungsbeginn. Der 40-Jährige gestand zudem die Hinterziehung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen in Millionenhöhe. Der Verteidiger des Beamten sagte, sein Mandant werde zunächst schweigen.

Das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales stand zeitweise wegen Überforderung heftig in der Kritik. Inzwischen ist das Lageso nicht mehr für Flüchtlinge zuständig. Am 1. August nahm das neue Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten die Arbeit auf.

Schmiergeld in Höhe von mindestens 123 000 Euro soll der damalige Lageso-Referatsleiter innerhalb von zwei Jahren kassiert haben. Der Beamte habe als Regierungsrat von Mitte 2013 an die Unterbringungsstelle für Flüchtlinge und Asylbewerber geleitet, heißt es in der Anklage. Von Ende 2013 an soll er von den beiden Firmenchefs, die zu seinem privaten Bekanntenkreis gehörten, monatlich "Provisionen" erhalten haben. Im Gegenzug habe er dafür gesorgt, dass Heimbetreiber die Firma seiner Freunde mit der Bewachung beauftragten. Die Staatsanwaltschaft geht in dem nun begonnenen Verfahren von jahrelangen kriminellen Geschäften aus.

In der Wohnung des Beamten wurden 51 000 Euro gefunden. Schmiergeld, glaubt die Anklage

Im Prozess geht es um drei Anklagen - in einer davon wird den beiden Unternehmern auch Schwarzarbeit in großem Stil zur Last gelegt. Die 40- und 49-Jährigen sowie ein weiterer mitangeklagter Mitarbeiter der Firma sollen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von zwei Millionen Euro hinterzogen haben. Dem Beamten sollen die illegalen Geschäftspraktiken seiner Freunde bekannt gewesen sein. Er habe diese gegenüber seinen Vorgesetzten verschwiegen und dafür eine fünfprozentige "Provision" der Vergütung aus den Verträgen der Sicherheitsfirma mit Heimbetreibern erhalten, heißt es in der Anklage. Einer der damaligen Chefs der Firma sagte vor Gericht, der Beamte habe auch "kontrolliert, ob seine Provision mit den Umsätzen übereinstimmt".

In dem Unternehmen wurde nach Angaben des 40-Jährigen seit Ende der 1990er-Jahre auf Betrug gebaut. "Nur Minimalbeiträge zur Umsatzsteuer wurden beim Finanzamt angemeldet", sagte der Angeklagte. Auch seien immer mehr Schwarzarbeiter beschäftigt worden. "Ging eine Firma in die Insolvenz, wurde eine neue gegründet."

Ein anonymer Hinweis auf Schwarzarbeit hatte die Ermittlungen gegen die Unternehmer ausgelöst. Im Februar 2016 wurden bei Durchsuchungen in der Wohnung des Beamten 51 000 Euro gefunden. Die Anklage geht von Schmiergeld aus. Weil die Summe in seiner Steuererklärung 2014 nicht auftauchte, wird ihm neben Bestechlichkeit auch Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Der Prozess ist bis Januar 2017 terminiert.

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