Kopenhagen:Ausstellung in Dänemark zeigt Brüssel-Terroristen als Märtyrer

Brussels bombing suspect Brahim El Bakraoui

Ibrahim und Khalid El Bakraoui sind die Attentäter von Brüssel.

(Foto: dpa)
  • Ziel der Ausstellung sei es den Veranstaltern zufolge, den Begriff Märtyrer aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln wie möglich zu beschreiben.
  • Diego Gugliotta, ein Mitglied der Liberalen Partei Dänemarks, zeigte die Veranstalter bei der Polizei wegen des "Förderns von Terrorismus" an.
  • Der dänische Kultusminister Bertel Haarder kündigte an, keinen Fuß in die Ausstellung setzen zu wollen.

Die französische Nationalheldin Jeanne d'Arc ist darunter und auch die deutsche Sozialistin Rosa Luxemburg, die für ihre Überzeugungen ermordet wurde. Oder der griechische Philosoph Sokrates. Diese und andere Persönlichkeiten sind Teil einer Ausstellung namens "Märtyrermuseum" im angesagten Schlachthofviertel von Kopenhagen, die am 26. Mai eröffnen soll. So weit, so unspektakulär.

Wenn unter den Ausgestellten nicht auch die Brüder Khalid und Ibrahim El Bakraoui wären, wie der Guardian meldet. Die beiden jungen Männer sprengten sich am 22. März in Brüssel am Flughafen und in einer U-Bahnstation in die Luft und rissen 35 Menschen mit in den Tod.

Bei der Kunst-Installation sollen Fotos der Personen gezeigt werden und zum Beispiel Nachbildungen ihrer Habseligkeiten wie etwa den Lederhandschuh, in dem Ibrahim El Bakraoui den Zünder für seine Bombe versteckt haben soll.

Auch Foued Mohamed-Aggad, der sich im Pariser Theater Bataclan in die Luft sprengte, soll Teil des Projekts sein. In Form einer audiovisuellen Darstellung der Anschläge auf das Bataclan: "Die Geschichte wird mehr aus seiner Sicht erzählt", sagt Ida Grarup Nielsen vom Künstler-Kollektiv The Other Eye of The Tiger, eine der Mitveranstalterinnen.

Der Veranstaltungsort geriet schon einmal in die Schlagzeilen, als eine Theatergruppe dort ein Stück aufführte, das auf dem rechtsradikalen Manifest des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik basierte.

Dänischer Politiker: "Ermutigung zu Terrorismus"

Für Nielsen hat das "Märtyrermuseum" folgenden Sinn: "In unserer Ausstellung geht es wirklich darum, den Begriff Märtyrer aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln wie möglich und aus historischer Sicht zu beschreiben. Jeder ist der Held seiner eigenen Geschichte", so Nielsen.

Diego Gugliotta, ein Mitglied der Liberalen Partei Dänemarks, zeigte die Veranstalter bei der Polizei wegen des "Förderns von Terrorismus" an, heißt es in der dänischen Zeitung Politiken: "Wenn man Terroristen als Helden darstellt, dann legitimiert man sie dadurch und ermutigt andere dazu, terroristische Handlungen zu begehen."

Auch der dänische Kultusminister Bertel Haarder zeigte sich schockiert: "Ich bin empört, dass ehrenwerte Sozialistinnen wie Rosa Luxemburg in einer Kategorie mit Selbstmordattentätern und Terroristen genannt werden. Genauso gut könnte man sie dann mit Freiheitskämpfern gleichsetzen. Aber Rosa Luxemburg und Freiheitskämpfer haben nicht so viele Menschen in den Tod gerissen wie nur möglich." Er werde keinen Fuß in die Ausstellung setzen.

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