Konzertsaal:Neue Hafenmusik

Schon bald startet in der Hamburger Elbphilharmonie der Konzertbetrieb - fast ein Jahrzehnt nach dem chaotischen Baubeginn. Die Tickets sind begehrt - und teuer.

Von Peter Burghardt

Jetzt zieht Hamburg also endlich ein in sein teuerstes und spektakulärstes Bauwerk. Eher still übergab der Baukonzern Hochtief den Musiksaal der Elbphilharmonie an die Hansestadt, fast ein Jahrzehnt nach dem chaotischen Baubeginn. Nun steht fest, dass es in einem halben Jahr unter der weißen Deckenhaut tatsächlich losgehen kann. Viele Tausend Karten sind seit Kurzem verkauft. Im Januar werden unter anderem die Hamburger Philharmoniker mit Kent Nagano in dem Konzerthaus aufspielen, das Chicago Symphony Orchestra mit Riccardo Muti, die Wiener Philharmoniker oder die Einstürzenden Neubauten.

Die Glasfassade mit ihren 2200 Scheiben sieht man bei jeder Hafenrundfahrt und auch sonst aus vielen Winkeln; sie wurde schon im Sommer 2015 fertig. Die Kräne sind von der Dauerbaustelle am Platz der Deutschen Einheit verschwunden. Seit diesen neuesten Etappen ist ausgemacht, dass das umstrittene und bewunderte Prachtstück deutlich vor anderen Langzeitprojekten wie dem Berliner Großflughafen fertig wird.

Gefeiert wurde trotzdem noch nicht und auch kein Schlüssel überreicht, es wird ja noch ein bisschen gearbeitet. Aber über dem alten Kaispeicher aus rotem Backstein dürfen sich die Betreiber ab sofort daheim fühlen. Noch im Juli beginnen die Tests mit Ton, Licht und Bühnentechnik. Im September folgen die ersten Orchesterproben, für den 31. Oktober ist die Endabnahme angesetzt. "Wir sind endgültig auf der Zielgeraden", sagt der Generalintendant Christoph Lieben-Seutter, lange der Hüter eines Phantoms.

2007 übernahm der Österreicher die ehrwürdige Laeiszhalle und die damals schimärenhafte Elbphilharmonie, deren Grundstein gerade gelegt worden war. Er geriet in ein mittlerweile legendäres Durcheinander. Ursprünglich hatte das Werk der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron 2010 eingeweiht werden sollen. 2012 einigte sich Hamburgs SPD-Bürgermeister Olaf Scholz dann mit dem unterdessen spanisch dominierten Unternehmen Hochtief, dass der Bau überhaupt fertiggestellt wird. Statt der anfangs kalkulierten 77 Millionen Euro kostet das Opus nun offiziell 789 Millionen Euro, also gut zehnmal so viel. Weitere Zuschläge müsste der Baukonzern übernehmen, doch man scheint inzwischen im Plan zu sein. Der fulminante Start des Kartenvorverkaufs zeige, wie groß die Vorfreude sei, sagt Lieben-Seutter, der im April das Programm vorgestellt hatte.

Tatsächlich war einiges los, als im Juni erstmals Tickets angeboten wurden. Käufer standen schon im Morgengrauen Schlange, online brachen kurz die Server zusammen. Die Premiere bestreitet am 11. und 12. Januar 2017 das NDR-Elbphilharmonie-Orchester, dirigiert von Thomas Hengelbrock. Wer in den ersten Wochen auf einem der 2150 Plätze sitzen will, musste ordentlich Geld ausgeben und Glück haben - für die Eröffnung werden unter Zehntausenden Interessenten nur noch ein paar Hundert Restposten verlost. Es soll sich lohnen. Der Japaner Yasuhisa Toyota prüfte den Klang; die Akustik soll die Elbphilharmonie zu einer der besten Bühnen der Welt machen. Etwas verspätet, aber doch.

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