Konjunktur:Falsche Prioritäten

Das Wachstum sinkt - und was tut die Regierung dagegen?

Von Alexander Hagelüken

Die Deutschen sind verwöhnt. Ihre Wirtschaft boomt seit einigen Jahren, anderswo in Europa erlebte man währenddessen traurige Zeiten. Nun aber könnte es die Deutschen stärker erwischen als ihre Nachbarn. Die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump verteuern überall Waren. Darunter wird kein Land so stark leiden wie Deutschland, das fast zur Hälfte vom Export lebt.

Die Prioritäten der Regierung müssten klar sein, doch seit Tagen erweckt zumindest die Union einen anderen Eindruck. Sie benimmt sich, als hänge Deutschlands Wohl und Wehe - und auch die Existenz der Regierung - von einer Einzelfrage der Flüchtlingspolitik ab. So fehlt ihr jede Energie, europaweit auf eine Lösung im Handelsstreit zu drängen, von der Deutschlands Zukunft abhängt.

Firmen stoppen bereits ihre Investitionen, Unsicherheit breitet sich aus. Konjunkturforscher erwarten nun weniger Wachstum als vergangenes Jahr. Dabei hat Trump noch gar nicht jene Strafzölle auf Autos beschlossen, die Deutschland härter treffen würden als alles Bisherige.

Die Union aber wird sich auch in den nächsten beiden Wochen wohl anderweitig beschäftigen. Fieberhaft sucht die Kanzlerin in Europa nach einem Deal in der Flüchtlingsfrage - und nicht im Handelsstreit. Offenbar sind die Deutschen zu verwöhnt.

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: