Kongo: Lord's Resistance Army:Morden im Namen Gottes

Sie kommen in kleinen Gruppen, hacken Gliedmaßen ab und metzeln Flüchtende nieder. Die Lord's Resistance Army hat im Kongo Hunderttausende vertrieben - nun wollen die UN den Terror stoppen.

Judith Raupp

Sie kommen in kleinen Gruppen, töten mit Messern, Macheten und erschießen alle, die flüchten wollen, mit Maschinengewehren. Sie hacken Beine ab und reißen den Opfern die Zähne aus. Die Kämpfer nennen sich "Widerstandsarmee des Herrn" (Lord's Resistance Army), und ihr Anführer Joseph Kony behauptet, er wolle einen Gottes-Staat auf Basis der zehn Gebote gründen.

Kongo: Lord's Resistance Army: Ein Kämpfer der Lord's Resistance Army.

Ein Kämpfer der Lord's Resistance Army.

(Foto: Foto: dpa)

In Wahrheit ist die LRA, in den achtziger Jahren in Uganda gegründet, eine der brutalsten Terrorgruppen Afrikas. Die jüngsten Gräueltaten dieser Mörder hat das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Montag in zwei Berichten in Genf veröffentlicht.

Laut diesen Angaben hat die LRA allein im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo, dem Nachbarland Ugandas, von September des vergangenen Jahres bis Juni diesen Jahres 1200 Menschen ermordet und 1400 entführt, darunter 600 Kinder und 400 Frauen. Im Südsudan wurden 80 Menschen getötet. Viele Mädchen und Frauen wurden vergewaltigt, bevor sie umgebracht wurden, oder sie müssen als Sexsklavinnen dienen. Kinder werden gezwungen, zu morden und zu brandschatzen. Vor der Brutalität dieser Truppen sind im Kongo nach UN-Angaben mindestens 230.000 Menschen geflohen.

Aus Uganda vertrieben

Als die ugandische Armee die LRA 2002 aus dem Land vertrieb, wich die Mörderbande in den Kongo und den Südsudan aus. In jüngster Zeit ist sie in der Zentralafrikanischen Republik gesehen worden. Im September des vergangenen Jahres starteten die kongolesische Regierungsarmee mit Hilfe der UN-Friedenstruppen eine Offensive gegen die LRA, allerdings mit bescheidenem Erfolg. Von Dezember an unterstützten das ugandische und das südsudanesische Militär den Kampf gegen die Terrorgruppe.

Die LRA antwortete mit gezielten und äußerst brutalen Schlägen gegen die Zivilbevölkerung. Am ersten Weihnachtsfeiertag im vergangenen Jahr schlachteten die Kämpfer Frauen und Kinder während eines Gottesdienstes in einer Kirche im kongolesischen Batande ab. Innerhalb von 24 Stunden töteten sie mindestens 477 Menschen, heißt es im UN-Bericht.

Die Vereinten Nationen machen die kongolesische Regierungsarmee für das Desaster mitverantwortlich. Sie sei schlecht ausgerüstet und nicht fähig, die Zivilbevölkerung zu schützen. In einigen Fällen würden Regierungssoldaten sogar Vertriebene belästigen, vergewaltigen oder töten. Die UN empfehlen der kongolesischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft, die Sicherheitskräfte vor der Einstellung auf ihre Eignung zu prüfen und besser auszubilden.

Alle Regierungen in der Region müssten zudem mit dem Internationalen Strafgerichtshof zusammenarbeiten, der LRA-Chef Kony und andere Anführer mit internationalen Haftbefehlen sucht, forderte UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay in Genf. Kony werden Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen. Die ugandische Regierung hatte zwei Jahre lang mit ihm über einen Friedensvertrag verhandelt. Doch dieser hat mehrere Male in letzter Minute die Unterschrift verweigert.

Es gibt unbestätigte Gerüchte, wonach die sudanesische Zentralregierung von Präsident Omar al-Bashir die LRA unterstütze, um den Südsudan zu destabilisieren. Gegen Bashir besteht ebenfalls ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der westsudanesischen Krisenprovinz Darfur. Bashir befürchtet, dass sich der Südsudan in der geplanten Volksabstimmung 2011 für unabhängig erklären könnte. Damit würde er ein Gebiet mit reichen Ölvorkommen verlieren.

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