Saudi-Arabien:
Saudi-Arabien ist eine Monarchie und gilt als das strikteste islamische Land der Region. Auch dort gibt es eine Moralpolizei, wörtlich übersetzt die "Behörde für die Verbreitung von Tugendhaftigkeit und Verhinderung von Lastern". In den 1930ern als informelle Gruppe gegründet, handelt es sich inzwischen um eine vollwertige staatliche Behörde. An ihrer Spitze steht seit 2012 der islamische Gelehrte Sheikh Abdulatif Al al-Sheikh, der sich in den vergangenen Monaten mit gemäßigten Kommentaren zu Sittenkontrollen hervorgetan hat.
"Die islamische Scharia beinhaltet keinen Passus, der Frauen das Fahren verbietet", sagte Al al-Sheikh beispielsweise im Zusammenhang mit den Protestkorsos von Auto fahrenden saudischen Frauen im Oktober. Es gab auch keine Berichte über Festnahmen, mit denen die Polizei den protestierenden Fahrerinnen im Vorfeld gedroht hatte.
Unter al-Sheikhs Leitung gingen auch die aggressiven Kontrollen der Moralpolizei an öffentlichen Plätzen zurück, bei denen zum Beispiel die Kleidung von Passanten überprüft wird. Außerdem setzt er eine Reform um, die der saudische König Abdullah vor zwei Jahren beschlossen hat: Demnach muss die Moralpolizei Verstöße zunächst vor ein geistliches Gericht bringen, bevor sie Strafen vollstrecken darf.
Insgesamt ist im Land eine Lockerung zu spüren, die auf den ersten Blick geringfügig erscheint, für Saudi-Arabien aber bemerkenswert ist. An der strikten Kontrolle von Frauen und Mädchen ändern die zarten Reformen aber wenig: Ohne die Erlaubnis ihres männlichen Vormunds dürfen Frauen weiterhin weder reisen, noch zum Arzt gehen oder sich an der Universität einschreiben.
Im Bild: Ein Zettel warnt eine weibliche Autofahrerin in Saudi-Arabien davor, das Fahrverbot für Frauen erneut zu brechen.