Konflikt um Unabhängigkeit von China:Taiwans Präsidentin ist unverheiratet - China findet das "extrem"

China threatens to cease bilateral communications with Taiwan

Unverheiratet - und deshalb nach Ansicht Pekings "extremer" in ihrer Politik: Taiwans neue Präsidentin Tsai Ing-wen.

(Foto: dpa)
  • Die kommunistische Regierung in China kritisiert die neue Präsidentin von Taiwan, Tsai Ing-wen.
  • Als Unverheiratete sei sie emotionaler, persönlicher und extremer in ihrer Politik und neige zu "erratischem Verhalten".
  • Tsai kommt Peking in der Frage der Unabhängigkeit Taiwans von China weniger entgegen als ihr Vorgänger.

Schon vor der Wahl von Tsai Ing-wen zur Präsidentin von Taiwan im Januar war absehbar, dass China sich mit der 59-jährigen Juraprofessorin nicht würde anfreunden können: Nach sieben Jahrzehnten löste ihre Demokratische Fortschrittspartei (DFP) die Kuoamintang an der Macht ab - und die DFP hat ihre Wurzeln in der Unabhängigkeitsbewegung Taiwans. Die kommunistische Regierung der Volksrepublik China betrachtet Taiwan jedoch nicht als Staat, sondern als abtrünnige Provinz.

Nun ist Tsai vor einer Woche als Präsidentin vereidigt worden, und prompt erschien in einer von der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua herausgegebenen Zeitung eine Stellungnahme dazu. Weil Tsai eine unverheiratete Frau sei, sei sie emotionaler, persönlicher und extremer in ihrer Politik. Ihr fehle die emotionale Balance, die ein romantisches Familienleben gebe, hieß es in dem Editorial von Wang Weixing, einem Experten für die Volksbefreiungsarmee.

Deswegen sei sie auch anfällig für "erratisches Verhalten" und dafür, sich übertrieben auf Einzelheiten und kurzfristige Ziele zu fokussieren. "Betrachtet vom menschlichen Gesichtspunkt aus, fehlt ihr als alleinstehende Politikerin die emotionale Last der Liebe, die Beschränkungen von Familie oder die Sorgen von Kindern", hieß es auf der Webseite der International Herald Leader weiter.

Der Beitrag kann inzwischen nicht mehr aufgerufen werden. Es war nicht klar, ob er entfernt wurde. Die Zeitung beantwortete Anfragen dazu nicht. In den sozialen Medien in China drückten nach Angaben der BBC viele Nutzer ihre Unterstützung für Tsai aus. "Was hat ihr Privatleben damit zu tun, wie sie Taiwan regiert", hieß es etwa in einem Kommentar, den die BBC zitiert.

Tsai vermeidet es, Taiwan als Teil von China zu bezeichnen

In sozialen Fragen gilt Tsai als deutlich progressiver als ihre Vorgänger: Sie unterstützt die gleichgeschlechtliche Ehe und hat einen entsprechenden Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht. In der China-Frage ist sie anders als ihr Vorgänger Ma Ying-jeou deutlicher für eine Unabhängigkeit. Sie äußert sich aber eher zurückhaltend, weil sie Peking nicht verärgern will. In ihrer Antrittsrede vor einer Woche hatte Tsai gesagt, beide Seiten müssten die "Last der Geschichte" beiseite räumen und "positive Gespräche" führen. Sie hatte es jedoch vermieden, Taiwan als Teil von China zu bezeichnen.

Der Bürgerkrieg in China hatte die Kommunisten an die Macht gebracht und Chiang Kai-shek mit seinen Nationalisten 1949 nach Taiwan fliehen lassen. Seitdem regiert sich die Insel autonom und ist de facto unabhängig.

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