Konflikt mit der Ukraine:Russland verlängert Zahlungsfrist im Gasstreit

Deadline ist am Montag, 10 Uhr: Bis dahin hat die Ukraine nun noch Zeit, um offene Gasrechnungen in Milliardenhöhe zu begleichen. Nach intensiven Verhandlungen hat Russland die Frist noch einmal verlängert - doch Kiew fordert deutliche Rabatte.

Die Ukraine hat ein russisches Rabatt-Angebot für Gaslieferungen vor Beginn neuer Verhandlungen in Brüssel offiziell abgelehnt. Der von den Russen angebotene Preisnachlass von 100 US-Dollar auf 1000 Kubikmeter Gas sei unzureichend, sagte der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk Medien zufolge in Kiew. Es müsse ein neuer Vertrag mit Marktpreisen aufgesetzt werden.

Im Streit um offene Gasrechnungen hat Russland zuvor der verschuldeten Ukraine noch einmal die Zahlungsfrist verlängert. Kiew hat demnach jetzt bis kommenden Montag, 10 Uhr (MESZ), Zeit, einen Teil seiner Schulden in Milliardenhöhe zu begleichen. Das neue Ultimatum verkündete der Chef des russischen Staatskonzerns Gazprom, Alexej Miller, vor neuen Verhandlungen am Mittwoch in Brüssel.

Russland wolle den zuletzt intensiven Gesprächen über einen neuen Preis für die Ukraine noch mehr Zeit geben, sagte er nach einem Treffen mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger, der in dem Streit vermittelt. An den zweieinhalbstündigen Gesprächen nahm auch der russische Energieminister Alexander Novak teil.

Angesichts des Konflikts um die Gaslieferungen telefonierten auch der russische Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel miteinander. In dem Telefonat sprach Putin nach Kremlangaben von "Schwierigkeiten" und äußerte die Hoffnung auf einen Kompromiss. Bleiben die Zahlungen aus, will Russland am Montag den Gashahn zudrehen und nur noch gegen Vorkasse liefern.

Ein Lieferstopp durch die Ukraine, das wichtigste Transitland für die EU, könnte wie bei dem so genannten Gaskrieg 2009 zu Engpässen im Westen führen. Die EU-Staaten decken etwa ein Drittel ihres Gas- und Ölverbrauchs mit Lieferungen aus Russland, etwa die Hälfte davon strömt durch Pipelines durch die Ukraine.

Die bisher gültige Frist bis Dienstag verstrich zunächst, ohne dass Russland die Lieferungen einstellte. Beide Seiten sind sich seit längerem uneins, wie viel die ukrainische Gasgesellschaft Naftogaz dem russischen Monopolisten Gazprom für Lieferungen schuldet und wie hoch der künftige Gaspreis sein soll. Kiew fordert für sich einen Preis von 268,5 US-Dollar (195,64 Euro) je 1000 Kubikmeter Gas - den "Freundschaftspreis", der unter dem im Februar gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch galt. Russland ist bereit, statt der vertraglich vereinbarten 485 US-Dollar unter Bedingungen etwa 100 US-Dollar Rabatt zu gewähren.

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