Kommunen:Der Unglücks-Atlas

Je weniger Schulden, umso besser? Nicht unbedingt.

Von Joachim Käppner

Wo leben die glücklichsten Menschen im Land? Jedenfalls nicht im Osten, wenn man all den Städte- und Regionenrankings glauben darf. Manche wollen gar mit Hilfe eines "sozioökonomischen Panels" herausgefunden haben, dass Schleswig-Holstein im Glücksatlas ganz oben steht. Aber das kann nicht stimmen, denn der Herr Ministerpräsident in München sagt doch immer, Bayern sei das glücklichste Land der Welt, nicht zuletzt, weil er dort regiere.

Klarer ist die Sache bei den Unglücksraben; Unglück ist immer leichter zu definieren als Glück. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hat nun eine Art Pleiten-Ranking vorgelegt: Demnach steigt die Verschuldung vieler Großstädte, ganz oben finden sich Saarbrücken, Oberhausen und Offenbach. Eigentlich sind Konjunktur und Steuereinnahmen gut und die Etats der Kommunen gesünder als in den meisten Jahren zuvor. Das Problem ist jedoch: Jene Städte, die durch Strukturwandel und soziale Not in die roten Zahlen geraten, finden nicht aus eigener Kraft heraus - weil das oft gar nicht mehr möglich ist.

Das Umlage- und Fördersystem zwischen Bund, Ländern und Gemeinden muss gerechter werden. Wer als Gegenmittel die Privatisierung von Stadtwerken und kommunalen Sozialwohnungen predigt, müsste eigentlich wissen: Das Verschleudern des geerbten Tafelsilbers hat noch wenigen Haushalten gutgetan.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: