Kommentar:Turbulenzen über Teheran

Im Atomstreit bläst der Wind aus Teheran abwechselnd lauwarm und eiskalt. Klare Worte wird man jedoch erst hören, wenn im Libanon-Konflikt Entscheidungen gefallen sind.

Rudolph Chimelli

Nach der jüngsten Ankündigung des Chef-Unterhändlers Ali Laridschani wird Iran die Uran-Anreicherung "nach Bedarf" ausbauen, nicht einstellen, wie es der Weltsicherheitsrat fordert.

Laridschani, dpa

Irans Chef-Unterhändler Laridschani: Naiver Vorschlag aus Deutschland.

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Aber den Kontrollen der Wiener Atomagentur wollen sich die Iraner weiter unterwerfen, und auf das Angebot der Ratsmächte und Deutschlands soll die Antwort nach wie vor am 22.August erfolgen.

Sicher ist, dass der Sturm über dem Libanon heftige Turbulenzen über Teheran erzeugt. Ein Kompromiss im Atomstreit und eine Waffenruhe am Mittelmeer samt Einbindung der mit Iran verbundenen Hisbollah-Milizen in eine Gesamtlösung lassen sich kaum mehr voneinander trennen. Die Crux: Die Iraner und ihre Verbündeten stellten sich eine Lösung ganz anders vor als Amerika und Israel.

Diskret verhandeln Frankreichs Diplomaten nach allen Seiten über einen Kompromiss nach der Formel: Wenn sich Iran verantwortungsbewusst zeigt, indem es mäßigend auf die Hisbollah einwirkt, kann es mit mehr Entgegenkommen in der Anreicherungsfrage rechnen.

Einen Versuchsballon aus Deutschland, den Ex-Außenminister Joschka Fischer letzte Woche in die iranische Hauptstadt getragen hatte, bewertete Laridschani als "naiv". Fischer, für den Irans Chef-Unterhändler keine Zeit fand, hatte die Idee, den Sicherheitsrat wieder auszuschalten, falls die Iraner die Anreicherung suspendierten.

Fazit: Klare Worte im virtuellen Streit über das iranische Atomprogramm wird man aus Teheran erst hören, wenn im derzeit heißesten Konflikt des Nahen Ostens, dem Krieg im Libanon, Entscheidungen gefallen sind.

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