Kommentar:Mehdorns Machtpoker

Die Bahn, so hat es die Bundesregierung beschlossen, soll mit ihrer Zentrale in Berlin bleiben - und nicht nach Hamburg umziehen. Wahrscheinlich ist es dem gewieften Bahnchef Mehdorn ganz recht, dass es nun ein Diktat des Kabinetts gibt - auch wenn er offiziell an seinen Umzugsplänen festhält.

Ulrich Schäfer

Angela Merkel hätte sich raushalten können. Sie hätte dem Bahnchef und den Bürgermeistern von Hamburg und Berlin sagen können: Regelt die Angelegenheit unter euch.

Mehdorn ddp

Bahnchef Hartmut Mehdorn

(Foto: Foto: ddp)

Die Kanzlerin hat es nicht getan und sich damit zu Beginn ihrer Amtszeit auf bemerkenswerte Weise in die Geschäfte eines - wenn auch staatlichen - Unternehmens eingemischt. Die Bahn, hat das Kabinett in seiner zweiten Arbeitssitzung beschlossen, soll mit ihrer Zentrale in Berlin bleiben.

Die Vorgabe von Merkel und ihrer Regierung ist nicht bindend. Wenn er wollte, könnte Bahnchef Hartmut Mehdorn dennoch an die Elbe ziehen, in ein schickes Büro mit Blick auf jenen Containerhafen, den er gerne beherrschen würde.

Vier von 20 Stimmen

Im Aufsichtsrat der Bahn, der als Einziger seinen Umzugsplan stoppen könnte, hat der Bund als Eigentümer nur vier von zwanzig Stimmen. Doch wahrscheinlich ist es dem gewieften Mehdorn sogar ganz recht, dass es nun ein Diktat des Kabinetts gibt - auch wenn er offiziell an seinen Umzugsplänen festhält.

Denn der Bund und das Land Berlin werden nun alles tun, damit die Bahn in der Hauptstadt einen neuen, günstigeren Mietvertrag für ihre Konzernzentrale bekommt.

Der Stadt Hamburg kann Mehdorn derweil versichern, dass er gern kommen würde, wenn er nur dürfte, und dass sein Interesse an Hafengesellschaft und Hochbahn weiter besteht. Im Zweifel wird Mehdorn den Machtpoker nutzen, um seinen Traum vom globalen Logistikkonzern Bahn noch entschlossener voranzutreiben.

Hamburg wird am Ende damit gut leben können, wenn nur die Logistiksparte an die Elbe zieht - und Berlin damit, dass lediglich der dann nicht mehr ganz so bedeutsame Restkonzern an der Spree verbleibt.

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