Kommando Spezialkräfte:Fliegende Schweineköpfe

Was geschah bei der Abschiedsfeier für einen Kompaniechef der Elite-Einheit KSK? Soldaten sollen bizarre Spiele gespielt, aber auch Rechtsrock gehört und den Hitlergruß gezeigt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Von Ronen Steinke, München

Die Staatsanwaltschaft Tübingen prüft Vorwürfe, wonach es bei einer internen Feier des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr im schwäbischen Calw zu eigenartigen Ritualen und möglicherweise strafbaren Handlungen gekommen ist. Bei der Abschiedsfeier für einen Kompaniechef der Elitetruppe am 27. April 2017 sollen seine Kameraden einen Hindernis-Parcours "mit römisch-mittelalterlichem Motto" organisiert haben, wie ein Sprecher des Heeres der Süddeutschen Zeitung bestätigte. Es mussten Melonen mit Schwertschlägen zerteilt, ein Baumstamm mit Axthieben zertrennt und ein Schweinskopf weit geworfen werden. Reporter von "Y-Kollektiv" (Radio Bremen) und NDR-"Panorama" hatten dies am Donnerstag berichtet. "Inwiefern hier Dienstvergehen vorliegen oder gar strafbare Handlungen, müssen wir aber prüfen", hieß es beim Heer. Die ARD-Reporter hatten sich auf Aussagen einer Augenzeugin berufen, die als einzige Frau anwesend war und dem Kompaniechef als "Hauptpreis" versprochen worden sei. Damit war aber auch laut diesem Bericht einverständlicher Sex gemeint, also keine Straftat; laut einem Sprecher des Heeres soll die Frau für einen Escort-Service gearbeitet haben. Der weitere Vorwurf, wonach einzelne KSK-Angehörige den Hitlergruß gezeigt hätten, konnte laut einem Sprecher des Heeres am Donnerstag nach der Vernehmung von mehreren Dutzend Zeugen nicht erhärtet werden. Anders als für die "Parcours"-Spiele lagen hierfür auch laut dem NDR-Bericht keine Beweise etwa in Form von Whatsapp-Nachrichten oder Bildern vor.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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