Kolumbien:Zum Frieden zwingen

Der Friedensvertrag mit der Farc, zweite Fassung, ist fertig.

Von Boris Herrmann

Auch das neue Friedensabkommen in Kolumbien wird nicht allen gefallen. Nach 52 Kriegsjahren mit mehr als 200 000 Toten kann es keinen allgemeinen Konsens geben, allenfalls schmerzliche Kompromisse.

Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos sowie die Wortführer der Farc-Guerilla haben bewiesen, dass sie bereit sind, bis an die Schmerzgrenze zu gehen. Schneller als erwartet legen sie eine überarbeitete Fassung jenes Vertrages vor, den das kolumbianische Volk in einem Referendum Anfang Oktober abgelehnt hatte. In Bogotá hängt jetzt hängt alles davon ab, wie die dritte Verhandlungspartei reagiert: die der Neinsager, angeführt vom konservativen Populisten Álvaro Uribe. Wenn es stimmt, was der ehemalige Präsident behauptet, dass sich nämlich auch seine Leute nach Frieden sehnen, dann hat er jetzt die Gelegenheit, sein Land von einem scheinbar unendlichen Drama zu erlösen. Im neuen Abkommen werden Uribe signifikante Zugeständnisse gemacht, gleichzeitig bleibt aber die Grundidee des Vertrags erhalten.

Die Aussicht auf Versöhnung muss weiterhin über dem Ruf nach Vergeltung stehen. Aber auch das neue Abkommen ist anfällig für populistische Kampagnen. Präsident Santos sollte gut überlegen, ob es erneut dem Volk zur Abstimmung vorlegt wird. Vielleicht müssen die Kolumbianer in Zeiten wie diesen zu ihrem Frieden gezwungen werden.

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