Kolumbien:Farc-Rebellen kündigen Freilassung der letzten "Kriegsgefangenen" an

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Auf ihrer Internetseite teilte die Führung der kolumbianischen Rebellenorganisation an, zehn Geiseln freizulassen. Außerdem will die Farc in Zukunft auf weitere Entführungen verzichten. Kolumbiens Präsident Santos zeigt sich erfreut über den Schritt, er sei jedoch nicht ausreichend.

Die kolumbianischen Farc-Rebellen wollen fortan auf die Entführung von Zivilisten verzichten. "Wir kündigen an, dass wir ab sofort diese Praktiken im Rahmen unseres revolutionären Kampfes verbieten", erklärte die Führung der Rebellen am Sonntag auf ihrer Internet-Seite. Gleichzeitig teilte die Guerillagruppe mit, die zehn Geiseln aus den Reihen der Sicherheitskräfte, die sich noch in ihren Händen befinden, freizulassen.

Auf einer Protestveranstaltung Ende vergangenen Jahres zeigt ein Mann die Bilder von entführten Sicherheitskräften. Die Farc-Rebellen teilten mit, alle Geiseln freizulassen. (Foto: AFP)

Nach Angaben der Regierung in Bogata befinden sich allerdings noch zwölf Mitglieder der Sicherheitskräfte in der Gewalt der linksgerichteten Gruppe. Präsident Juan Manuel Santos zeigte sich in einer ersten Reaktion dennoch erfreut. "Wir würdigen die von der Farc angekündigte Abkehr von Entführungen als einen wichtigen, notwendigen, zugleich aber nicht ausreichenden Schritt in die richtige Richtung", schrieb Santos in einer Nachricht über den Internet-Dienst Twitter.

Die Farc, die Schätzungen zufolge über etwa 9.000 bewaffnete Kämpfer verfügt, hatte bereits Ende Dezember die Freilassung von sechs Geiseln angekündigt, dies dann aber immer weiter hinausgezögert. Die kolumbianische Rebellenorganisation, die vor allem in den Grenzgebieten zu Venezuela und Ecuador aktiv ist, griff bereits 1964 zu den Waffen. Mit Entführungen als Mittel im Kampf gegen die Regierung des südamerikanischen Landes begann die Farc in den 90er Jahren. Über viele Jahre standen Teile des Landes faktisch unter ihrer Kontrolle.

Zuletzt konnten die Streitkräfte allerdings einige wichtige Erfolge gegen die Farc erzielen. So wurden auch die beiden Anführer der Rebellen getötet. Eine Abkehr von Entführungen hat Santos stets als Voraussetzung für die Aufnahme von Friedensverhandlungen erklärt. Ob die Ankündigung vom Sonntag unmittelbar umgesetzt wird, war zunächst nicht klar. Insbesondere, da einzelne Splittergruppen im Land weitgehend unabhängig voneinander operieren und nicht klar ist, welche Geiseln wo gehalten werden. Einige von ihnen werden seit bis zu 14 Jahren gefangen gehalten.

Erst am vergangenen Montag hatte die zweitgrößte kolumbianische Rebellengruppe der Regierung des Landes einen Waffenstillstand angeboten. In einem Schreiben erklärte die linksgerichtete Nationale Befreiungsarmee (ELN), sie werde auf weitere Angriffe verzichten, wenn die politische Führung in Bogota Friedensgesprächen zustimme. Die ELN hat Schätzungen zufolge mindestens 3.000 Kämpfer in ihren Reihen und hatte die Zahl ihrer Anschläge in den vergangenen zwei Jahren deutlich erhöht.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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