Kokain-Affäre:Strafverfahren gegen Friedman abgeschlossen

Das Strafverfahren wegen illegalen Kokainbesitzes gegen Michel Friedman ist nach Angaben seines Anwalts rechtskräftig abgeschlossen. Nach Zeitungsberichten hat der Moderator einen Strafbefehl akzeptiert. Friedmann will sich heute das erste Mal nach Bekanntwerden der Affäre der Presse stellen.

Nach Informationen der Frankfurter Rundschau erhielt der Fernsehmoderator und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland einen Strafbefehl. Über die Höhe einer möglichen Geldstrafe war zunächst nichts bekannt. Auch die Financial Times Deutschland berichtet, dass Friedman einen Strafbefehl der Berliner Staatsanwaltschaft akzeptiert haben soll.

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Ermittlungsakte landete beim Pizzabäcker: Michel Friedman

Das Anwaltsbüro Jones Day kündigte eine Pressekonferenz mit Friedman und seinem Anwalt Eckart Hild für Dienstag in Frankfurt am Main an. Es wäre der erste öffentliche Auftritt Friedmans seit Beginn des Verfahrens. Hild war am Montag für weitere Auskünfte nicht zu sprechen. Die ermittelnde Berliner Staatsanwaltschaft wollte das Ende des Strafverfahrens nicht bestätigen und zu der Angelegenheit nicht weiter Stellung nehmen.

Friedman wird Drogenkonsum vorgeworfen; bei ihm waren Tütchen mit Kokainresten gefunden worden, er hatte sich daraufhin einem Haartest unterzogen, dessen Ergebnisse bislang nicht bekannt sind. Bislang hat sich Friedman selbst zu den Vorwürfen nicht geäußert.

Laut "Pizzaakte" Strafbefehl wahrscheinlich

Vergangene Woche waren durch eine Panne im Büro des Friedman- Verteidigers Ermittlungsergebnisse der Berliner Staatsanwaltschaft an die Öffentlichkeit gelangt.

Darin hatte es geheißen, dass die Behörde einen Strafbefehl für den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden anstrebe. Die Berliner Justiz hatte einen Kommentar dazu abgelehnt.

Ein Strafbefehl wird von der Staatsanwaltschaft bei Gericht beantragt. Verhängt werden können nach Justizangaben Geldstrafen bis zu 360 Tagessätzen oder Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr mit Bewährung.

Zahlendreher machte Ermittlungsstand publik

Der fünf Seiten lange Bericht, in dem die Berliner Staatsanwältin Petra Leister ausführlich den Ermittlungsstand in der "Causa Friedman" erläutert und den Kokainkonsum des CDU-Mannes nebst Zeugenaussagen von Prostituierter referiert, war versehentlich einem Pizzabäcker gefaxt worden.

Der Mann begriff offenbar sofort und reichte die brisante Post an die Bild-Zeitung weiter.

Die "Pizza-Connection", so stellte sich dann heraus, war offenbar durch einen "Zahlendreher" im Büro von Friedman-Anwalt Eckart C. Hild zustande gekommen, wie dieser belämmert einräumen musste. Zuvor hatte auch die Berliner Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) den vermerk "authentisch" genannt.

Kaum zur Entlastung beigetragen

Die Akte ist demnach nicht geeignet, den Moderator und Vize-Präsidenten des Zentralrats der Juden zu entlasten.

Friedman soll demnach mindestens zehnmal zusammen mit ukrainischen Prostituierten gekokst haben. Eine der Zeuginnen soll mehrmals mitgeschnupft haben - bisher hieß es immer, Friedman habe den Stoff zwar angeboten, die Frauen hätten aber abgelehnt.

Weil die Weitergabe von Drogen strafrechtlich schwerer wiegt als der reine Konsum, soll die Staatsanwältin einen Strafbefehl gegen Friedman anstreben, ein Verzicht auf Strafe komme, so zitierte Bild, "nicht in Betracht".

Entscheidend bei der Abwägung des Strafmaßes dürfte demnach die Menge des Pulvers sein, die angeblich in Friedmans Suite im Berliner Hotel Interconti konsumiert wurde.

Justiz glaubt Ukrainerinnen

Die Ukrainerinnen, die die Berliner Justiz für glaubwürdig hält, wollen Schalen voll Kokain neben dem Bett gesehen haben, nach Aussagen einer der Frauen waren es etwa zwei bis vier Gramm.

Diese Menge, so die Ermittler, entspreche etwa 0,8 bis 1,6 Gramm reinem Kokain - also einem Wert, der über dem Eigenbedarf liege. Auch die Haarprobe soll Friedman belasten.

(sueddeutsche.de,AP,dpa)

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