Köln:Erster Verdächtiger in Haft

Der Algerier soll in der Silvesternacht an den sexuellen Übergriffen vor dem Hauptbahnhof beteiligt gewesen sein.

Von Kristiana Ludwig, Düsseldorf

Die Staatsanwaltschaft Köln hat den ersten Beschuldigten ermittelt, dem ein Sexualdelikt in der Silvesternacht vorgeworfen wird. Es handelt sich um einen 26 Jahre alten Algerier, der zurzeit in einer Asylunterkunft in Kerpen bei Köln gemeldet ist. Er sitzt in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft wird ihm vorgeworfen, aus einer Gruppe heraus ein Opfer sexuell genötigt und dabei ein Handy gestohlen zu haben, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Der Mann sei am Wochenende zusammen mit einem weiteren Algerier festgenommen worden, der einen Handydiebstahl, aber keine Sexualstraftat begangen haben soll. Er habe sich aber noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Eine weitere Festnahme im Zusammenhang mit den Übergriffen gab es nach Polizeiangaben am Freitag in Aachen. Bei der Kontrolle eines 25 Jahre alten algerischen Asylbewerbers sei ein Handy gefunden worden, das in der Silvesternacht in Köln gestohlen worden war.

497 Frauen geben an, Opfer sexueller Übergriffe geworden zu sein

Nach den Übergriffen auf mutmaßlich Hunderte Frauen am Kölner Hauptbahnhof hatte die Polizei bislang nur Tatverdächtige ermittelt, die mit Diebstahl- und Gewaltdelikten in Verbindung gebracht werden. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen 21 Beschuldigte, acht von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Bis Montag gingen bei der Kölner Polizei mittlerweile 766 Strafanzeigen ein, in 381 Fällen geht es dabei auch um Sexualdelikte. 497 Frauen geben insgesamt an, Opfer sexueller Übergriffe geworden zu sein.

Oberstaatsanwalt Bremer zufolge stammen alle Beschuldigten aus Marokko, Tunesien oder Algerien. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) klagte in einem Interview über die Schwierigkeiten, abgelehnte Asylbewerber aus Nordafrika abzuschieben, "weil diese Länder sie nicht mehr aufnehmen". Ihr Landesinnenministerium versicherte unterdessen, "dass es keinerlei Unrichtigkeiten in den Erklärungen der Polizei gegeben" habe. Es widersprach der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sagt, "Informationen insbesondere zur Herkunft" der Täter erst aus der Presse erfahren zu haben. 40 Männer, die die Polizei nach einer Großrazzia in Düsseldorfs sogenanntem Maghreb-Viertel festgenommen hatte, wurden wieder freigelassen. Es hätten keine Haftgründe vorgelegen, sagte ein Polizeisprecher. Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg entschied am Montag, Asylbewerber aus Nordafrika nicht mehr an die Landkreise weiterzuleiten. Sie sollen in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes bleiben. So könne man "diese teilweise problematische Klientel besser im Blick behalten" , sagte der Leiter der Lenkungsgruppe Flüchtlingsaufnahme.

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