Köhler und Schwan im Check:Wer ist die beste Wahl für Deutschland?

Charisma, Rhetorik, Erfahrung - und andere Schlüsselqualifikationen. Bewerten Sie die Bundespräsidenten-Kandidaten Horst Köhler und Gesine Schwan!

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Köhler und Schwan im Check:Horst Köhlers Erfahrung

Bundespräsidentenwahl, Horst Köhler, Kompetenz

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Nicht nur weil er Amtsinhaber ist, kann Horst Köhler auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz verweisen. Bevor er Bundespräsident wurde, arbeitete er zu Zeiten von Kanzler Kohl im Finanzministerium und wurde schließlich Staatssekretär. 1993 begann eine neue Phase: Köhler zog sich aus der Politik zurück und leitete als Präsident den Deutschen Sparkassen- und Giroverband, bis er 1998 in die internationale Finanzbürokratie aufstieg. Nach zwei Jahren an der Spitze der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung wurde er 2000 Generalsekretär des Internationalen Währungsfonds. Köhler kennt sich in Politik und Wirtschaft aus, auf nationaler wie internationaler Ebene. Während seiner Amtszeit als Präsident erweiterte er auf zahlreichen Auslandsreisen vor allem in Afrika "seinen Horizont", wie er sagt.

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Köhler und Schwan im Check:Gesine Schwans Erfahrung

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Gesine Schwan zog die Theorie lange Jahre der politischen Praxis vor: Den größten Teil ihres Arbeitslebens verbrachte sie in der Wissenschaft. Mit 27 promovierte sie in Philosophie, später lehrte sie Politikwissenschaft in Berlin, Washington, Cambridge und New York. Bis 2008 war sie Präsidentin der deutsch-polnischen Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder, zu deren Erfolg sie maßgeblich beigetragen hat. Sie ist Expertin für politische Theorie, vor allem für das Verhältnis von Sozialismus und Demokratie. Von 1977 bis 1984 und dann wieder ab 1996 war sie Mitglied der SPD-Grundwertekommission. Ihre Erfahrungen in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit überzeugten Kanzler Gerhard Schröder. Er machte sie 2004 zur Koordinatorin für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

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Köhler und Schwan im Check:Horst Köhlers Glaubwürdigkeit

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Die Bürger vertrauen Köhler nach wie vor, obwohl er jahrelang den IWF leitete, dem vorgeworfen wird, mit seiner Liberalisierungspolitik verheerende Wirtschaftsschäden angerichtet zu haben, vor allem in Entwicklungsländern. Auch wenn er während seiner Zeit beim IWF blindes Marktvertrauen kritisierte, steht die Frage im Raum, ob er selbst nicht mehr hätte tun können, um die Weltwirtschaft langfristig zu stabilisieren. Das würde auch seiner Glaubwürdigkeit während der derzeitigen Finanzkrise zugutekommen. Seine Einsicht, Finanzmärkte seien "Monster", hätten sich viele schon früher von ihm gewünscht.

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Köhler und Schwan im Check:Gesine Schwans Glaubwürdigkeit

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Obwohl Gesine Schwan immer auf Distanz zum politischen Tagesgeschäft blieb, kamen immer wieder Gerüchte über vermeintliche Skandale in Umlauf; meist ging es um Spendengelder für die von ihr geleitete Viadrina-Universität. Keiner der Vorwürfe erhärtete sich. Die CDU kritisierte auch die noch von der Regierung getroffene Entscheidung, der Viadrina 50 Millionen Euro für eine deutsch-polnische Stiftung zur Verfügung zu stellen. Das Geld sei ein "Köder" für Schwans Kandidatur zur Bundespräsidentin im Jahr 2004 gewesen. Im letzten Jahr wurde die Stiftung eingeweiht. Schwan persönlich erhielt keine Steuergelder für ihre Kandidatur. Im aktuellen Wahlkampf wirft die Union ihr vor, für das Präsidentenamt auch die Stimmen der Linkspartei zu akzeptieren. Damit mache die bekennende Antikommunistin für ihren persönlichen Sieg die Linke auf Bundesebene hoffähig.

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Köhler und Schwan im Check:Horst Köhlers Charisma

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Horst Köhler wird von Beobachtern oft als blass und spröde beschrieben. Obwohl er den Kontakt mit den Bürgern sucht, wirkt der amtierende Präsident oft, als fühle er sich nicht wohl in dieser Rolle. Trotz - oder gerade wegen - seiner Zurückhaltung kommt er bei der Bevölkerung an: Regelmäßig wird er zum beliebtesten deutschen Politiker gewählt.

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Köhler und Schwan im Check:Gesine Schwans Charisma

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Gesprächspartner beschreiben sie als lebhaft und charismatisch: Gesine Schwan beeindrucke durch ihren scharfen Verstand und ihre Angriffslust. Manchmal so sehr, dass man sich wünsche, man könnte irgendwo eine Stopptaste drücken. Auf dem Grünen-Parteitag zeigte die Akademikerin, dass sie auch mit Leidenschaft einen Saal zum Kochen bringen kann.

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Köhler und Schwan im Check:Horst Köhlers Rhetorik

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Seinen ersten Job im Finanzministerium unter Helmut Kohl hatte Horst Köhler als Redenschreiber. Mittlerweile hatte er oft genug selbst die Gelegenheit, ans Rednerpult zu treten. Doch seine Vorträge klingen oft zu trocken und sachlich, man hört, dass hier ein ehemaliger Finanzbürokrat am Mikro steht. Nur mit seiner letzten "Berliner Rede", in der er eine Neuregelung der Finanzmärkte forderte, konnte er Kritiker beeindrucken. In der Wirtschaftskrise lauschen die Zuhörer einem Finanzfachmann offenbar gebannt, trotz seiner rhetorischen Schwächen.

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Köhler und Schwan im Check:Gesine Schwans Rhetorik

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Als Intellektuelle versteht es Gesine Schwan, mit Worten umzugehen. Sie ist eloquent, redet meist frei und versteht es, ihre positive Stimmung auf ihre Zuhörer zu übertragen. Fröhlich und angriffslustig, selten dröge und langweilig: eine Mischung, mit der man Menschen für sich gewinnen kann.

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Köhler und Schwan im Check:Horst Köhlers Integrationsfähigkeit

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Horst Köhlers Sympathiewerte liegen teilweise über 80 Prozent, quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen und Parteien können sich Bürger mit ihm identifizieren. International setzte er sich für die Integration des östlichen Mitteleuropas ein: Seine erste Auslandsreise als Präsident führte ihn nach Polen und nicht, wie traditionell üblich, nach Frankreich.

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Köhler und Schwan im Check:Gesine Schwans Integrationsfähigkeit

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Als Präsidentin der Europa-Uni Viadrina hat Gesine Schwan Erfahrung darin, Brücken zwischen Ost und West zu bauen, Gegensätze miteinander in Einklang zu bringen. In der Diskussion über die Wirtschaftskrise dagegen spaltete sie mit der provokanten Aussage, bald könnten soziale Unruhen drohen. Als SPD-Chef Kurt Beck vor einem Jahr auf einen eigenen sozialdemokratischen Kandidaten verzichten wollte, revoltierte die Basis und setzte Schwan durch.

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Köhler und Schwan im Check:Horst Köhlers moralische Autorität

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Horst Köhler scheute sich während seiner Amtszeit nicht, auf Missstände hinzuweisen. Seine rhetorischen Ausflüge in die Tagespolitik begründete er oft moralisch. Von den Vorschlägen Wolfgang Schäubles zur Terrorbekämpfung, die unter anderem auch die gezielte Tötung von Terroristen beinhalteten, distanzierte sich Köhler öffentlich. Die große Koalition kritisierte ihn 2006, nachdem er von der Politik gefordert hatte, dass sie die großen Probleme der Zeit wie die Arbeitslosigkeit entschlossener anpacken solle. Sie verbat sich seine ständige Einmischung. Doch Köhler sieht es als seine Pflicht an, gerade als Bundespräsident Fragen der Moral zu diskutieren.

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Köhler und Schwan im Check:Gesine Schwans moralische Autorität

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Als Professorin für Politische Theorie und Philosophie war Moral immer Gegenstand der Arbeit von Gesine Schwan. Eines Ihrer Bücher trägt den Titel: "Politik und Schuld". Insgesamt zwei Jahrzehnte beriet sie in der SPD-Grundwertekommission über die großen Fragen der Zeit - allerdings nur innerhalb der Partei. Dabei ging es meist um die Frage, wie weit die SPD nach links oder rechts rückt. Als Bundespräsidentin müsste sie dem ganzen Land moralische Orientierung geben.

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Köhler und Schwan im Check:Horst Köhlers Überparteilichkeit

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Auch wenn er vom bürgerlichen Lager nominiert wurde: Horst Köhler genießt einen Ruf als unabhängiger Kopf. Seit 1981 ist er CDU-Mitglied, aber ein Parteisoldat war er nie. Seine Positionen zu neuen Rollenbildern im Berufs- und Familienleben stießen beim konservativen CDU-Flügel auf Kritik. Linke applaudierten seiner Forderung, Arbeitnehmer stärker an Unternehmensgewinnen zu beteiligen. Als er sich entschloss, sich mit dem Ex-RAF-Terroristen Christian Klar zu treffen, um diesen zur Reue zu bewegen, drohte der damalige CSU-Generalsekretär Markus Söder sogar damit, Köhler die Unterstützung bei seiner Wiederwahl zu entziehen. Dass er sich so häufig in die Tagespolitik einmischte, nahmen ihm SPD und Union gleichermaßen übel. Sein Versprechen "offen, und notfalls auch unbequem" sein zu wollen, hat er wahr gemacht: Er lässt sich politisch nicht einspannen. Von keiner Partei.

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Köhler und Schwan im Check:Gesine Schwans Überparteilichkeit

Gesine Schwan, Bundespräsidentenwahl, Überparteilichkeit

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Auf eine Parteilinie ließ sich Gesine Schwan noch nie einschwören. Trotz ihrer ständigen Kämpfe mit den SPD-Linken blieb sie der Partei treu. Parteigrenzen spielen für sie selten eine Rolle: Bei der Bundespräsidentenwahl würde sie sich selbst von den Linken oder den Freien Wählern (FW) unterstützen lassen, auch wenn das negative politische Konsequenzen wie eine "Rote-Socken-Kampagne" haben könnte. Bei der Wahl 2004 schaffte sie es, 41 Stimmen mehr zu gewinnen, als SPD und Grüne Abgeordnete in der Bundesversammlung stellten.

Texte: Jannis Brühl

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