Klonen:Keine Panik

Erst werden Affen geklont und dann Menschen? Zum Glück nicht.

Von Kathrin Zinkant

Zwei Affenbabys sind in Shanghai geklont worden - das beflügelt alle düsteren dystopischen Fantasien. Ist das die Vorstufe zum Menschenklon? Die Antwort heißt: Nein, das ist sie nicht, und die Ängste, die da jetzt hochkommen, sind reflexhaft. Ja, man kann sich vor kopierten Menschen fürchten, deshalb haben sie in der Fiktion von Kino und Roman ihren festen Platz. Und ja: Ethisch ist die Idee eines vernutzten menschlichen Wesens inakzeptabel, das wissenschaftlicher Neugierde oder dem Bedarf an Organen dient. Darüber wurde schon vor 20 Jahren diskutiert, als der erste Klon, Schaf Dolly, das Licht der Welt erblickte. Wenn es jetzt um Affen geht, um nahe Verwandte des Menschen, liegt es nahe, den nächsten Schritt zu vermuten.

Doch seit Dolly ist viel passiert. Man weiß heute, dass das Klonen extrem schwierig bleibt. Das zeigt der Versuch der Chinesen, die mehrere Hundert Eizellen verbrauchen mussten, um zwei lebensfähige Klone zu erzeugen, und dabei vermutlich vor allem Glück hatten. Für Menschen wäre so eine Materialschlacht nicht praktikabel, egal, wie viel kriminelle Energie ein Forscher dafür investieren würde.

Man darf der Wissenschaft aber auch nicht einfach unlautere Motive unterstellen. Sie kann in die Irre gehen, aber sie kennt eine Moral. Auch in China, wo die ethischen Konzepte andere sein mögen als in Europa. Der geklonte Mensch ist eine düstere ferne Vision - und sollte es auch bleiben. Mit der Realität der Forscher hat er nichts zu tun.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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