Klimawandel:IWF fordert Hilfe für die armen Länder

Die Folgen der Erderwärmung werden die Ungleichheit vertiefen, sagen Forscher. Sie treffen vor allem jene, die sie am wenigsten verursacht haben. Und sie könnten eine Migration von Hunderten Millionen in Gang setzen.

Von Andrea Bachstein

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die reichen Länder dringend dazu aufgefordert, den Staaten zu helfen, die der weltweite Klimawandel besonders stark trifft. Da viele von ihnen bereits heute zu den ärmsten Ländern der Erde gehörten, seien sie kaum in der Lage, die Konsequenzen zu bewältigen. Dies könne auch Migration bisher ungeahnten Ausmaßes aus den südlichen Weltregionen zur Folge habe. In Kapitel 3 des Weltwirtschafts-Ausblicks, das am Mittwoch vorab veröffentlicht wurde, formulieren die Verfasser die Warnung, dass "Hunderte Millionen Menschen" gezwungen sein könnten, ihre Heimat zu verlassen, wenn die Erderwärmung die Meeresspiegel ansteigen lässt.

Der Klimawandel wird demnach die Ungleichheit noch weiter vergrößern zwischen den armen und den reichen Staaten - welche verantwortlich seien "für den Löwenanteil" der klimatischen Veränderungen. Während ein Anstieg der Durchschnittstemperatur in den meist in kühleren Zonen liegenden Industrieländern tendenziell die Wirtschaftsaktivitäten begünstigen werde, würden noch höhere Temperaturen in den warmen und heißen Weltgegenden die Wirtschaftsentwicklung behindern. Steige das Weltklima um ein Grad, werde dies ein Entwicklungsland mit einer Durchschnittstemperatur von 22 Grad etwa 0,9 Prozentpunkte Wachstum kosten, rechnet die Studie vor, pro Kopf könnten die Einkommen um zehn Prozent sinken.

Arme Länder hätten einen "riesigen Ausgabenbedarf", um sich für den Klimawandel zu wappnen, aber wenige Mittel dafür. "Die internationale Gemeinschaft wird eine Schlüsselrolle dafür spielen müssen, finanzielle und andere Hilfen für betroffene arme Länder zu fördern und koordinieren", folgert die IWF-Studie. Der Bericht schlägt ein Maßnahmenbündel vor, das von finanzpolitischen Maßnahmen bis zu Frühwarnsystemen und besseren Baustandards reicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: