Klimaschutz:Zweierlei Gerechtigkeit

Der grüne Umbau muss Bauern und Kohlekumpels helfen.

Von Michael Bauchmüller

Wie ernst es mit dem Klimaschutz ist, zeigt sich schon daran, dass öfter über die Betroffenen gesprochen wird - jedenfalls die Betroffenen in den Industrieländern. Wenn Staaten reihenweise fossiler Energie den Rücken kehren, hat das Folgen für Kohlekumpels und Ölarbeiter. Kein Thema hat den Petersberger Klimadialog in Berlin so beherrscht wie dieses: der "gerechte Umbau" der Wirtschaft. Ein gutes Zeichen.

Ein grüner Umbau, in dem reihenweise Industriebeschäftigte die Perspektive verlieren, wird nicht gelingen. Gute Klimapolitik braucht Mehrheiten. Deshalb ist nichts Schlechtes daran, über den Ausstieg aus der Kohle nun auch mit den Betroffenen vor Ort zu reden. Aber nur, wenn am Ende ein Plan für eine echte Abkehr von der Braunkohle steht: nicht zu spät und mit Verlass.

Denn es gibt auch noch die anderen Betroffenen, die weiter weg leben. Ihnen krepiert das Vieh mangels Wasser, sie verlieren ihre Ernte an die Fluten oder ihre Hütten versinken im Meer. Auch sie verdienen die Gerechtigkeit, auf die sich die industrialisierte Welt nun in Ruhe verständigen will; jeder einzelne von ihnen wäre froh, die Sorgen europäischer Arbeiter zu haben. Den Bedürfnissen beider Seiten gerecht zu werden, den Betroffenen daheim und denen weit weg - das wäre gute Klimapolitik.

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