Klimaschutz:Es war einmal eine Idee

Warum der Handel mit Emissionsrechten kaputt ist.

Von Michael Bauchmüller

Wenn die Klimadiplomaten dieser Tage in Bonn über Auswege aus der Erderwärmung beraten, sollten sie sich von den Europäern nicht allzu viel abgucken. Die verpflichten zwar schon seit 2005 Fabriken und Kraftwerke dazu, für ihre klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen spezielle Zertifikate zu kaufen. Doch genutzt hat es kaum. Seit Jahren ist Europa mit der Wiederbelebung des Emissionsrechtehandels beschäftigt. Das wichtigste Klimaschutzinstrument der EU liegt im Koma.

In der Nacht zum Donnerstag hat es in Brüssel abermals eine Notoperation gegeben. Die Emissionsrechte sollen nun stärker als bislang verknappt werden, auch sollen Teile der Überschüsse vom Markt verschwinden. Genau diese Überschüsse sind es, die den Patienten so plagen: Weil es zu viele der Zertifikate gibt, ist der Preis im Keller. So ist das mit der Marktwirtschaft: Nur knappe Güter werden teuer. Wenn aber der Ausstoß von Kohlendioxid kaum kostet, dann lohnt es auch nicht, ihn zu drücken. Darin liegt das ganze Drama, die ganze Wirkungslosigkeit.

Der nächtliche Eingriff allerdings wird daran so schnell nichts ändern; zu groß sind die Überschüsse. Bis die Emissionsrechte knapp und teuer sind, werden Jahre vergehen. Beim Erreichen nationaler Klimaziele hilft das System so herzlich wenig, da braucht es andere Geschütze: einen Mindestpreis auf CO₂ etwa, eine Steuer - oder den Ausstieg aus der Kohle.

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