Klimaschutz:Ein Ziel verflüchtigt sich

Die Politik muss heraus aus ihrem bisherigen Klein-Klein.

Von Michael Bauchmüller

In der großen, weiten Welt sonnt sich Deutschland gern im Licht seiner schönen Ziele. Ein Industrieland, das bis 2020 die klimaschädlichen Treibhausgase um 40 Prozent drosseln will? Wow, das ist ein Wort. Kaum ein Land hält da noch mit. Doch je näher 2020 rückt, desto größer wird die Peinlichkeit. Gut drei Jahre vor Ablauf der Frist, so belegen Zahlen des Umweltbundesamtes, sind von den 40 Prozent noch keine 28 erreicht. Der Abstand wächst sogar statt zu schmelzen. Deutschland, einst für seinen Ehrgeiz bewundert, steht vor einer Blamage.

Das macht das Ziel nicht falsch, im Gegenteil. Es braucht Ehrgeiz, um die Abkehr von fossilen Brenn- und Treibstoffen zu bewerkstelligen. Es braucht hohe Ziele, um auch unbequeme Einschnitte zu legitimieren. Nur hat diese Bundesregierung über beides zwar gern und groß geredet, aber wenig getan. Ihr praktizierter Klimaschutz verlor sich im Kleinklein. So aber gelingt der große Umbau nicht.

Die Einsicht des Scheiterns kommt gerade recht zu Beginn des Wahlkampfs. Alle etablierten Parteien werden sich in ihren Programmen dem Kampf gegen die Klimakrise verschreiben. Ob sie ihn auch aufnehmen, lässt sich leicht überprüfen. Dann nämlich müssten sie auch das Ende des Verbrennungsmotors vorbereiten und das Ende der Kohlekraft, sie müssten umweltfreundliche Wärme in die Häuser bringen und Fleisch höher besteuern. Wie würde die Welt dann staunen.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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