Klimagipfel Kopenhagen:Tuvalu legt sich quer

"Heute morgen erwachte ich weinend": Die Verhandler von Tuvalu kämpfen mit allen Mitteln um den Erhalt ihres bedrohten Inselstaates - und blockieren zeitweilig sogar die Gespräche.

Michael Bauchmüller, Kopenhagen

Wer kennt schon Tuvalu, den viertkleinsten Staat der Erde? Bestehend aus neun Inseln, liegt er grob gesprochen zwischen Australien und Hawaii. Die nächste größere Zivilisation finden die Tuvaluer in zwei Flugstunden Entfernung, auf den Fidschi-Inseln. Es ist ein Paradies im Irgendwo. Doch in Kopenhagen kennt das winzige Inselreich nun jeder: Denn Tuvalu legt sich quer.

Klimagipfel Kopenhagen, Tuvalu, ap

Kämpfen für den Inselstaat: Tuvalu ragt nur maximal 4,5 Meter über den Meeresspiegel hinaus - und ist dadurch vom Klimawandel besonders stark bedroht.

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Wie viele kleine Inselstaaten im Pazifik sehen auch die 12.000 Tuvaluer machtlos zu, wie ihre Strände langsam verschwinden, wie Stürme aus ganz anderen Richtungen kommen als sonst, wie ihr Grundwasser zunehmend versalzt.

"Das Problem ist, dass wir nirgendwo hinkönnen, wenn das Wasser steigt", sagt Riibeta Abeta, Umweltminister der benachbarten Inselgruppe Kiribati. Wie Tuvalu ragt auch Kiribati weniger als zwei Meter über den Meeresspiegel. Aber Tuvalu handelte.

Mitte vergangener Woche, als ein Vorschlag Tuvalus für ein künftiges Klimaabkommen schnell zu den Akten gelegt werden sollte, begehrte Tuvalus Unterhändler Ian Fry auf. Er wolle hier und sofort eine Festlegung der Staaten auf ein verbindliches Abkommen, sagte er - und legte sein Veto ein.

Skeptische Umweltschützer

Seitdem stehen die Verhandlungen vor einem Problem: Denn über die Verbindlichkeit des Abkommens werden erst die Staats- und Regierungschefs entscheiden können, und das Ende dieser Woche. Selbst Umweltschützer, die den Mut des kleinen Inselreiches anfangs bejubelten, werden nun skeptisch.

Zwar entscheidet sich Erfolg und Misserfolg daran, ob die Staaten in Kopenhagen eine feste Vereinbarung treffen oder nur eine politische Erklärung abgeben. Wenn die Verhandlungen dadurch stocken, ist allerdings auch niemandem geholfen.

Doch Tuvalu hält an seiner Position fest. "Es ist nicht leicht für einen Mann, das zuzugeben", sprach der tuvaluische Verhandler Fry am Wochenende zu den Delegierten - "aber heute morgen erwachte ich weinend". Da sei ihm noch einmal klar geworden, wie sehr das Schicksal seines Staates in Händen dieser Konferenz liege.

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