Kirche und AfD:Ärger und Streit

Der Katholikentag sucht die Auseinandersetzung mit der AfD. Zu einer Podiumsdiskussion wird erstmals ein Vertreter der Partei geladen - mit Folgen.

Von Matthias Drobinski

Dem Katholikentag wird mitunter vorgehalten, er habe Angst vorm Streit - das kann man an diesem Samstag in Münster nicht behaupten. Zwei Minuten ist die Veranstaltung alt, bei der Abgeordnete aller Bundestagsparteien erklären sollen, wie sie es mit der Religion halten, da stürmt eine Handvoll Demonstranten nach vorn. Sie halten ein Transparent in die Höhe: "Suche Frieden, nicht die AfD - für eine antifaschistische Kirche". Thomas Arnold, der Moderator, fordert sie auf, den Saal zu verlassen, die Aktivisten trollen sich, unter Applaus.

So also beginnt die Veranstaltung, gegen die zuvor noch etwa tausend Menschen demonstriert haben: Erstmals sitzt auch ein Vertreter der AfD auf dem Podium, es ist Volker Münz, der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. Vor zwei Jahren hat der Katholikentag noch Prügel bezogen, als er keinen AfD-Vertreter zur Diskussion lud, jetzt gibt es Ärger, weil er die direkte Auseinandersetzung sucht.

Der Verlauf der Diskussion ist bald erzählt. Münz sagt, die AfD vertrete das christliche Menschenbild; in der Flüchtlingsdebatte argumentiere man verantwortungsethisch; aus seiner Sicht mischten sich die Kirchen da zu sehr in die Politik ein. Der CDU-Abgeordnete Christian Hirte antwortet trocken, er sei gerade am Grab eines sehr politischen Kirchenmannes gewesen, des Münsteraner Kardinals und Nazi-Gegners von Galen - donnernder Applaus übertönt das Murren der AfD-Freunde. Die SPD-Vertreterin Kerstin Griese sagt, ihr Verständnis von Nächstenliebe sei unvereinbar "mit vielem, was Herr Münz in seiner Partei vertritt".

Es gibt jede Menge Zwischenrufe; ein bisschen debattieren die Beteiligten auch noch, wie sich Politik und Religion zueinander verhalten sollen, dann ist's vorbei. Um den Streit hat sich der Katholikentag nicht gedrückt. Über den Erkenntnisgewinn daraus kann man weiter streiten.

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