Kinderbetreuung:Kommunen können Krippenausbau nicht ohne Hilfe stemmen

Ob sie es bis zum 1. August 2013 schaffen, ist fraglich bis unmöglich: Dem Deutschen Städtebund zufolge werden die Kommunen dem rechtlichen Anspruch von Familien auf einen Platz in einer Kindertagesstätte nicht nachkommen können. Es sei denn, Bund und Länder sorgen für entsprechende Lockerungen beim Kita-Ausbau.

In knapp einem Jahr die bundesweit noch fehlenden 220.000 Krippenplätze schaffen? Das sei unmöglich, sagte der Präsident des Deutschen Städtebunds Christian Ude am Mittwoch in Saarbrücken. Soll heißen: Die Kommunen werden nicht garantieren können, dass zum Stichtag 1. August 2013 prinzipiell jedes Kind unter drei Jahren in die Kindertagesstätte gebracht werden kann.

In den zurückliegenden fünf Jahren hätten die Kommunen "Unglaubliches geleistet" und 270.000 neue Krippenplätze geschaffen, betonte Ude. "Mit der Qualität des Angebots steigt aber auch die Nachfrage." Die ursprünglichen Zielgrößen, dass von allen Kindern unter drei Jahren 35 oder 39 Prozent von den Eltern in eine Betreuungseinrichtungen gegeben würden, sei willkürlich gegriffen gewesen, meinte der Münchner Oberbürgermeister. In vielen Städten liege der tatsächliche Bedarf bei 50 oder gar 60 Prozent.

Um die Probleme möglichst rasch zu lösen, schlägt der Städtetag eine befristete Lockerung des Vergaberechts vor, der zu einem beschleunigten Bau von Kitas führen soll. Bund und Länder seien gefordert, weitere Lösungen für eine Übergangszeit bis zur vollen Deckung des Betreuungsbedarfs zu suchen.

Bund und Länder müssten konkrete unbürokratische Erleichterungen schaffen, sagte auch Städtetags-Vizepräsident Helmut Himmelsbach. Der parteilose Oberbürgermeister von Heilbronn forderte neben dem lockeren Vergaberecht auch flexiblere Standards für die Kinderbetreuung, wie etwa die Größe von Außenspielflächen in Innenstädten und die Anerkennung von Berufsabschlüssen ausländischer Erzieher und Quereinsteiger.

Finanziell wurde bereits nachgebessert: Nachdem das Statistische Bundesamt mit neu erhobenen Zahlen belegte, dass in Deutschland mehr Krippenplätze fehlen als gedacht, hatte das Bundesfamilienministerium den Ländern Anfang November 580,5 Millionen Euro zusätzlich für den Bau von Krippen zugesprochen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: