Katholische Kirche:Neuer Bischof für Limburg

Katholische Kirche: Keine leichte Entscheidung: Zieht Georg Bätzing in den Skandal-Bau seines Vorgängers ein?

Keine leichte Entscheidung: Zieht Georg Bätzing in den Skandal-Bau seines Vorgängers ein?

(Foto: Bistum Trier/dpa)

Georg Bätzing aus Trier folgt auf Tebartz-van Elst.

Von Matthias Drobinski

Bischof von Limburg, das ist, sagen viele, der schwierigste Job, der in Deutschlands katholischer Kirche zu vergeben ist. Es gilt, die Amtszeit des Vorgängers Franz-Peter Tebartz-van Elst aufzuarbeiten, der mit autoritärer Amtsführung und einem 30-Millionen-Euro-Bau Vertrauen vernichtet und das Bistum gespalten hat. Oder ist die Aufgabe gar doch nicht so schwer, weil man nach dieser Sache sowieso nur gewinnen kann? Jetzt gibt es jedenfalls jemanden, der das schwierige einfache Amt übernimmt: Georg Bätzing, bislang Generalvikar, also oberster Verwalter, im Nachbarbistum Trier. Am Freitag wurde das in Rom und in Limburg bekannt gegeben, nach mehr als zwei Jahren Vakanz - und doch schneller, als von vielen erwartet. Der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe, der das Bistum als Interimsverwalter führt, kann damit endlich in den Ruhestand gehen.

In Limburg hatte so mancher gehofft, dass Thomas Löhr, der dortige Weihbischof, in Rom Gefallen finden würde, doch bald war klar, dass kein Einheimischer das immer noch tief gespaltene Bistum würde leiten können. Und insgesamt zeichnet Bätzing vieles aus, was den 638 000 Katholiken zwischen Frankfurt und dem Westerwald den Frieden bringen könnte. Mit 55 Jahren ist er ein gestandener Seelsorger und Verwalter. Bätzing leitete das Trierer Priesterseminar; der damalige Bischof Reinhard Marx, heute Kardinal in München, machte ihn 2007 zum Geistlichen Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 mit insgesamt immerhin 550 000 Pilgern. Es lag auch an Bätzing, dass das Ereignis gemeinsam mit den evangelischen Geschwistern gefeiert wurde. Als alle wieder daheim waren, machte Bischof Stephan Ackermann ihn zum Generalvikar und damit zum Cheforganisator einer Struktur- und Finanzreform im Bistum.

Auf der Synode, die bis Mai dieses Jahres die Zukunft des Bistums diskutierte, fiel Bätzing mit einer provokanten Rede auf: "Die Kirche wird sich unter den prägenden Bedingungen unserer Zeit auflösen", sagte er, und: "Unsere Alternative ist nur, neue Formen der Vergemeinschaftung zu finden." Ganz schön mutig für einen Generalvikar, den radikalen Abschied von den heutigen Kirchenstrukturen zu fordern.

Der künftige Limburger Bischof kennt Marx, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, gut. Vieles verbindet ihn aber auch mit Felix Genn, dem eher konservativen Bischof von Münster, der auch in der Bischofskongregation in Rom sitzt und 1996 auch einmal die Heilig-Rock-Wallfahrt leitete. Mit Reformern wie Konservativen zu können, dürfte die Arbeit in Limburg erleichtern. Persönlich gilt Bätzing, der aus dem Westerwald stammt, als zurückhaltend und nüchtern, aber klug und nicht humorlos. Eine Entscheidung dürfte gleich Nüchternheit, Klugheit und Humor erfordern: Der Neue muss sagen, ob er in den Bau seines Vorgängers einzieht, ins 30-Millionen-Skandalobjekt. Zieht er ein, werden die einen sagen: Sieh da, der neue Tebartz. Tut er es nicht, steht der Bau ungenutzt herum. "Wie er es macht, ist es falsch", sagt einer aus der Führungsriege des Bistums.

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