Katholische Kirche:Heilige Leere

Laien sollen den Pfarrern das Management abnehmen. Reicht das?

Von Heribert Prantl

In den katholischen Gotteshäusern brennt rund um die Uhr ein sogenanntes ewiges Licht. Es leuchtet rot, ist in der Nähe des Tabernakels angebracht oder hängt dort in einer Ampel von der Decke. Es soll die Präsenz des Heiligen anzeigen. In sehr vielen Kirchen könnte man das Licht mittlerweile als Notsignal vor die Tür hängen - um so anzuzeigen, dass diese Kirche keinen Pfarrer mehr hat.

Den katastrophalen Priestermangel haben die Bischöfe nun lange dadurch zu kaschieren versucht, dass sie die Pfarreien und Pfarrverbände immer größer machten; in so manchen dieser Großpfarreien gibt es ein Dutzend und mehr Kirchen, aber nur einen einzigen Pfarrer. Weil die katholische Kirche aber bisher darauf bestand, dass die Gemeinden nur von einem geweihten Geistlichen geleitet werden kann, verödete das christliche Leben. Die Kirche verschwand aus Dörfern und Städten, so wie dort Lebensmittelläden, Krankenhäuser und Schulen, Postämter und Bahnhöfe verschwunden sind.

Die Entscheidung des Münchner Kardinals Reinhard Marx, künftig Laien in der Leitung von Gemeinden einzusetzen, orientiert sich an französischen Vorbildern; sie kommt erstens spät und reicht zweitens nicht aus. Laien sollen den Pfarrern das Management abnehmen. Ein Schritt nach vorne wäre es, wenn Laien geistliche Kernaufgaben übernehmen könnten - und dies dem Zölibat die Spitze bräche. So aber bleibt der Laie ein Notnagel.

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