Katholische Kirche:Aus und Amen für Walter Mixa

Die Bischofskonferenz hat die Existenz der Papst-Akte über Walter Mixa bestätigt. Damit ist klar: Es kann keine Rückkehr des Skandalbischofs nach Augsburg geben. Dort soll nun wieder Friede einkehren - doch das könnte Mixa noch verhindern.

Matthias Drobinski

Um kurz vor zwei Uhr am Dienstagnachmittag endet Walter Mixas Kampf ums Bischofsamt in Augsburg. Dann schickt die Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz eine kurze Mitteilung an die Redaktionen; sie lautet: "Bei ihrer regulären Sitzung in Würzburg haben die deutschen Bischöfe in großer Betroffenheit über die Geschehnisse und offenen Fragen hinsichtlich ihres Mitbruders Walter Mixa gesprochen. Sie bestätigen, dass die in den Medien jetzt bekannt gewordenen Vorwürfe gegen ihn im April 2010 nach Rom weitergeleitet worden sind. Papst Benedikt XVI. hat daraufhin gehandelt und das Rücktrittsgesuch von Bischof Mixa angenommen."

Walter Mixa, Augsburg

Nachdem die deutschen Bischöfe nun bestätigt haben, dass es das belastende Dossier mit Vorwürfen gegen Walter Mixa tatsächlich gibt, ist eine Rückkehr des Zurückgetretenen unwahrscheinlich.

(Foto: dpa)

Alle deutschen Bischöfe bestätigen: Ja, es gibt die Akte Mixa, in der Zeugen aus dem Umfeld des Bischofs von Alkoholproblemen und von sexuellen Übergriffen reden, vom zunehmenden Wirklichkeitsverlust eines Menschen, der zunehmend um sich selber kreist. Ja, diese Vorwürfe überzeugten den Papst, dass Mixa das Amt eines Bischofs nicht mehr ordnungsgemäß ausüben kann. Es kann nun keine Rückkehr des Zurückgetretenen nach Augsburg mehr geben.

Mit der Erklärung aus dem Würzburger Kloster Himmelspforten, wo die Bischöfe zwei Tage berieten - "bewegt, getroffen, erschüttert" - wie es hieß, ist der vorläufige Abschluss einer Auseinandersetzung, wie sie die Katholische Kirche in der Bundesrepublik noch nicht erlebt hat.

In keinem guten Licht

Da ist ein Bischof, der nicht wahr haben will, was ihm mit immer neuen Belegen vorgeworfen wird; der zurücktritt, dann vom Rücktritt zurücktritt, in einem eigentümlichen Interview die Erzbischöfe Robert Zollitsch und Reinhard Marx angreift, die ihn aus dem Amt gemobbt hätten. Da ist der Sprecher von Erzbischof Marx, der Mixas Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik offiziell bestätigt, was in München inoffiziell als ein Akt der Notwehr interpretiert wird: Wie sonst hätten wir auf Mixas Vorwürfe reagieren sollen?

Da gerät am Ende die Akte an den Papst in die Öffentlichkeit; sie lässt alle deutschen Bischöfe und auch den Vatikan in keinem guten Licht dastehen: Wenn die seelischen und die Persönlichkeits-Probleme Mixas schon länger bekannt waren - wieso konnte er nach Augsburg befördert werden, wieso hat niemand die Notbremse gezogen?

Jetzt also soll Friede einziehen - nach einem Bericht der Augsburger Allgemeinen soll sich auch Mixas Anwalt mit den Verantwortlichen im Bistum Augsburg getroffen haben, um eine Erklärung zu formulieren, die die Wogen im Bistum glätten soll. Ob dieser Friede jedoch von Dauer ist, bezweifelt indes auch mancher der in Würzburg versammelten Bischöfe. "Es gibt zwei große Unbekannte: Bischof Mixa und den Papst", sagt ein Insider.

"Auf einem guten Weg"

Mixa, weil niemand weiß, ob nicht doch wieder mit seiner Version der Geschichte an die Öffentlichkeit geht. Und der Papst, weil zwar selbst Mixas Unterstützer nicht mehr ernsthaft an eine Rückkehr als Diözesanbischof glauben, weil es aber doch in Rom und der Weltkirche viele schöne Posten gäbe, auf die der Bischof nach einer Schamfrist befördert werden könnte. Das wäre eine Ohrfeige für die Deutschen, deshalb blicken viele Bischöfe mit Bangen auf das Treffen Mixas mit dem Papst Anfang Juli.

Die Turbulenzen um Walter Mixa haben das eigentliche Thema des Treffens in Würzburg in den Hintergrund gedrängt: Die Bischöfe berieten weiter die Reform jener Leitlinien zum Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch, die sie im Jahr 2002 beschlossen hatten. Im Frühjahr hieß es noch, die neuen Leitlinien seien bis Juni fertig, nun sagt Bischofskonferenz-Sprecher Matthias Kopp, im "Spätsommer" wäre man so weit, vielleicht schon im August, sicher aber zur Herbst-Vollversammlung Ende September in Fulda. Wie die Leitlinien genau geändert würden, könne er noch nicht sagen. Die Materie sei schwierig, man wolle gründlich sein, die Bischöfe hätten zahlreiche Experten zu Rate gezogen: Juristen, Psychologen, die Opferverbände. Aber man sei "auf einem guten Weg".

Wenn nicht wieder ein Bischof Mixa dazwischenkommt, von dem es heißt, er kenne die Wirklichkeit nicht mehr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: