Katholische Kirche:Auf hartem Pflaster

Die Bischofskonferenz ist tief gespalten in der Frage, ob auch evangelische Ehepartner an der Eucharistie teilnehmen dürfen. Nun muss der Münchner Kardinal Marx einen schweren Gang nach Rom antreten.

Von Matthias Drobinski

Über den Münchner Kardinal Reinhard Marx heißt es, er fahre gern nach Rom. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gehört zum exklusiven Kreis der neun Kardinäle, die Papst Franziskus bei der Kurienreform beraten. Das Erzbistum München und Freising hat inzwischen sogar ein eigenes Bildungshaus in der Ewigen Stadt, wo der Kardinal unkompliziert übernachten kann - zum Beispiel in der kommenden Woche, wenn die Kardinalsgruppe wieder tagt.

Die Reise darauf jedoch, die Marx zum Papst führt, dürfte schwierig werden. Franziskus hat ihn zum Gespräch geladen - sehr freundlich, wie die einen sagen, mit Nachdruck, wie die anderen behaupten. Es gibt Streit unter Deutschlands katholischen Bischöfen, so heftig wie lange nicht mehr. Es gibt Briefe nach Rom und von Rom, und der Papst scheint den Eindruck gewonnen zu haben, dass es hier einen Mediator braucht: ihn selber.

Vordergründig geht dieser Streit um die kleinteilig wirkende Frage: Darf in Ausnahmefällen der evangelische Partner eines Katholiken zur Kommunion gehen? In vielen Kirchengemeinden ist das längst Praxis, katholischerseits erlaubt ist das jedoch nicht. Als nun das Reformationsjahr 2017 nahte, dachten Marx und Heinrich Bedford-Strohm, sein Münchner Amtsbruder und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, dass es doch ein schönes ökumenisches Zeichen wäre, hier eine erste, vorsichtige Annäherung zu wagen: Nach evangelischem Verständnis sind Katholiken zum Abendmahl geladen.

Letzte Generalaudienz von Papst Benedikt XVI.

Kardinal Reinhard Marx schreitet im Februar 2013 über den Petersplatz, bei der letzten Generalaudienz von Papst Benedikt XVI.

(Foto: Clemens Bilan/ddp images/dapd)

Eine Mehrheit der katholischen Bischöfe sah das auch so - eine Minderheit jedoch nicht. Ende September schrieb der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Fachblatt Herder-Korrespondenz einen ziemlich scharfen Aufsatz, in dem er klarstellte, dass es nach katholischer Auffassung ein gemeinsames Mahl erst geben könne, wenn die Kircheneinheit erreicht sei. Die Bischofskonferenz verschob daraufhin die Abstimmung über das heikle Thema ins Frühjahr. Auf der Versammlung im Februar in Ingolstadt stimmten dann mehr als zwei Drittel der Bischöfe und Weihbischöfe für den Vorschlag von Marx; 13 Bischöfe, unter ihnen mindestens sieben Diözesanbischöfe, waren dagegen. Eine Handreichung werde die Details klären, erklärte Marx. Das Thema schien erledigt zu sein.

Bis in der Woche nach Ostern der Kölner Stadtanzeiger den Brandbrief veröffentlichte, den die sieben Diözesanbischöfe an den Papst geschrieben hatten, an der Spitze Kardinal Woelki: Die Abstimmung sei nicht rechtens gewesen, weil es sich hier um eine Frage des Glaubens handle, und da müssten die Bischöfe einstimmig votieren. Und überhaupt sei nicht klar, ob eine nationale Bischofskonferenz diese Frage im Alleingang entscheiden könne. Bischöfe beschweren sich in Rom über den Konferenzvorsitzenden - das hatte es schon lange nicht mehr gegeben.

Erzbischof Ludwig Schick

"Das war kein unsolidarischer Brief. Es war kein Brandbrief und kein Verweigerungsbrief, dem es darum geht zu verhindern, dass evangelische Christen in konfessionsverschiedenen Ehen zur Kommunion gehen dürfen."

Darüber, was danach genau geschah, gehen die Darstellungen auseinander. Sicher ist nur: Die Glaubenskongregation hat Kardinal Marx mittlerweile einen Brief geschrieben. Die konservative Internetplattform kat.net berichtet, die Kongregation lehne, ausdrücklich unterstützt vom Papst, eine Handreichung zur Zulassung evangelischer Partner zur katholischen Eucharistie ab. Es gebe diese Handreichung doch noch gar nicht, hält Matthias Kopp dagegen, der Sprecher der Bischofskonferenz; also könne sie auch niemand ablehnen. Aus Kirchenkreisen heißt es, das Schreiben verlange Nachbesserungen am vorliegenden Entwurf - was ein Erfolg der Brandbrief-Autoren wäre.

Auch wenn die nun unisono betonen, es gehe ihnen rein um die Sache, und keinesfalls sei das Schreiben gegen den Bischofskonferenzvorsitzenden Marx gerichtet: Für den Münchner Kardinal ist das durchaus ein Schlag. Es hat sich unter den Bischöfen eine handlungsfähige theologisch konservative Opposition organisiert, die auch künftig wird mitreden wollen. Und mit Ludwig Schick (Bamberg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Konrad Zdarsa (Augsburg), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) kommen fünf der sieben Unterzeichner aus Bayern; in der Bayrischen Bischofskonferenz steht der sonst so selbstbewusst auftretende Vorsitzende Marx gerade ziemlich alleine da. Lediglich der künftige Würzburger Bischof Franz Jung hat gesagt, er hätte es besser gefunden, wenn der Streit hätte intern geklärt werden können.

Am Montag treffen sich die Streitenden wieder - dann tagt in Würzburg der Ständige Rat der Bischofskonferenz, die Versammlung der 27 Diözesanbischöfe. Sie werden wohl eine Reisegruppe für die Fahrt nach Rom zusammenstellen; außer Marx dürfte Kardinal Woelki dazugehören, der zunehmend in die Rolle des Oppositionsführers hineinwächst, und wohl der Münsteraner Bischof Felix Genn, der als Vermittler bei den Bischöfen wie auch in Rom hohes Ansehen genießt. Ob alle im Münchner Gästehaus übernachten mögen, dürfte noch zu klären sein.

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