Katholische Kirche:Abgründe des Zölibats

Die katholische Kirche sollte dringend über die Lebensform ihrer Priester nachdenken - so wie es Australien empfiehlt.

Von Matthias Drobinski

Australien ist weit weg, so gesehen muss sich in Deutschland niemand für einen Bericht über sexuelle Gewalt gegen Kinder aus Australien interessieren. Man sollte es aber tun. So hart und so brutal gründlich sind nur in Irland die Taten offengelegt worden, die sehr oft in Einrichtungen der katholischen Kirche stattfanden. Und ohne Rücksicht auf fromme Befindlichkeiten hat die staatliche Kommission erklärt: Viele Fälle haben sehr wohl mit kirchlichen Schweigestrukturen zu tun und mit den Abgründen, in die der Zölibat führen kann.

Das gilt überall in der Welt. Auch hierzulande hat eine Studie gezeigt, wie sehr Einsamkeit, Alkoholismus, verdrängte Sexualität Missbrauch begünstigen. Nur dass in Deutschland die katholische Kirche die Aufklärung in der Hand hat, der Aufarbeitungsbericht auf sich warten lässt und die Devise gilt: Nein, mit dem Zölibat hat das nichts zu tun.

Die katholische Kirche sollte also dringend über die Lebensform ihrer Priester nachdenken, wie der Bericht empfiehlt. Die Forderung, das Beichtgeheimnis zu lockern, ist da schwieriger: Es braucht solche absolut geschützten Räume. Es wenden sich auch viele Betroffenenverbände gegen eine solche Anzeigepflicht - sie bringe oft Opfer erst recht zum Schweigen. Ein Ausweg wäre: Wer einen Übergriff beichtet, bekommt die Absolution nur, wenn er sich der Justiz stellt. Das sollte zur Pflicht für alle Priester werden.

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