Derzeit haben in Thüringen zwei Frauen die Macht. Die eine ist Birgit Diezel, die sich geschäftsführende Ministerpräsidentin nennen darf seit dem tragischen Skiunfall des nominellen Landeschefs Dieter Althaus. Die zweite ist dessen Frau, Katharina Althaus.
Will die Polit-Karriere ihres Mannes erhalten: Katharina Althaus, hier mit ihrem Gatten am Abend der Landtagswahl 2004
(Foto: Foto: ddp)Thüringens First Lady kontrolliert nicht nur, wer ihren Mann in der Klinik am Bodensee besuchen darf. Sie ist auch viel mehr geworden: seine Sprecherin, seine Managerin, seine Beraterin. Ihre Worte sind derzeit seine Worte - das sichert ihr viel Einfluss in den wenigen Monaten bis zur Landtagswahl.
Seit dem Neujahrstag hält dieser Zustand an: Damals kollidierte der CDU-Politiker mit der Skifahrerin Beata Christandl auf einer österreichischen Piste. Die Frau starb, Althaus erlitt schwere Kopfverletzungen.
Schnell wurde klar: Der Ministerpräsident fällt für Monate aus. Es begann das umfassende Management der Katharina Althaus: Die 47-Jährige erschien bei der Bestattung von Beata Christandl - und einigt sich zügig und geräuscharm mit den Hinterbliebenen über einen finanziellen Ausgleich.
Gleichzeitig wurde Katharina Althaus aktiv, um die politische Rückkehr ihres Mannes zu sichern: Alle Kommunikation laufe nur über sie, berichtete Anfang März ein Christdemokrat der Süddeutschen Zeitung. Sie sei offenbar "ganz fest entschlossen", dafür zu sorgen, dass ihr Mann "auf jeden Fall in die Politik zurückkehrt".
Geschickt bedient die Politikergattin die Medien, häppchenweise gibt sie Interviews: Zuerst erzählte sie in Bild am Sonntag im Namen ihres Mannes, wie wichtig ihm der Erhalt des Opel-Standortes im thüringischen Eisenach sei.
Wie eine Regierungssprecherin
Nun sprach Katharina Althaus mit der Hamburger Illustrierten Stern - und schwärmte von den Fortschritten ihres Mannes: Er sei wieder "voll einsatzfähig", versicherte sie. Ja, man könne sagen: "Er ist wieder ganz der Alte."
Die zweifache Mutter gebe die "stellvertretende Regierungsprecherin", schrieb der Tagesspiegel bereits, doch das ist in Wahrheit eine Untertreibung: Sie ist das Sprachrohr, wobei offen bleibt, ob er die Dinge wirklich so sagt, wie sie es der Öffentlichkeit gegenüber formuliert. Keiner weiß, wie gut es Dieter Althaus wirklich geht, auch wenn er derzeit eifrig mit Parteifreunden telefoniert.
An seinem Machtanspruch jedenfalls will sie keinen Zweifel lassen. Und wie einst Argentiniens Präsidentengattin Evita Peron im Namen ihres Mannes Juan Politik machte, stellt nun Katharina Althaus für ihren Dieter fest : "Er will zu 100 Prozent in sein Amt zurück." Schon wird sie, leicht ironisch, als "Evita von Erfurt" gewürdigt.
Selbst sagen oder schreiben kann der Patient derzeit offenbar nicht in ausreichendem Maße. Aus Erfurter Regierungkreisen wird auf die ärztlich verordnete Ruhe verwiesen. Gleichwohl zeichnet Frau Althaus ein Bild, das einen Ministerpräsidenten zeigt, der agil wie vor dem Unglück sein soll.
Vor dem Unfall pflegten die Eheleute Althaus sorgsam ihren Ruf als Multi-Sportler - und nun küpft Katharina daran an. Sie jogge sogar täglich mit ihm vier Kilometer, erzählte sie dem Stern. Althaus war vor seinem Unfall ein höchst mobiler Mensch, der seine Freiheiten liebte.
Offen will in Erfurt das Interview von Katharina Althaus niemand so recht kommentieren. Regierungssprecher Fried Dahmen ringt sich nur einen Satz ab: "Ich freue mich darüber, dass der Minsterpräsident gesundheitlich auf einem so guten Weg ist", sagt er zu sueddeutsche.de.
Immerhin ist es seit Althaus' Verurteilung vor einem österreichischen Schnellgericht für seine politischen Freunde möglich, mit ihm zu sprechen. Der Kontakt werde "immer enger", sagt Dahmen hörbar genervt. Die geschäftsführende Ministerpräsidentin und der Chef der Staatskanzlei hätten ihn am Bodensee besucht, auch telefoniere Althaus mit Kabinetts- und Fraktionskollegen.
Der Rekonvaleszent rufe auch an: "Herr Althaus wählt die Nummern selbst", sagt Dahmen. Das klingt erstmal positiv. Oder wählt in Wahrheit doch seine Frau?
Es gibt Indizien dafür, dass es in Wahrheit nicht ganz so gut um den CDU-Politiker Althaus steht, wie es seine Frau glauben machen will. Da sind die Bilder von Mitte Februar, die das Ehepaar am Bodensee beim Stadtbummel zeigt. Auf ihnen wirkt Althaus gezeichnet - und Katharina hält seine Hand, wie diejenige, die führt.
Die Zweifel des Bruders
Dazu passen die Aussagen von Bernd Uwe Althaus, dem Bruder des Ministerpräsidenten. Der Patient sei "definitiv nicht der Alte, weder im Aussehen noch in seinen Verhaltensweisen", sagte er nach einem Klinikbesuch Mitte Februar. Bernd Uwe Althaus bezweifelte offen, ob es seinem Bruder guttäte, schnell in die Politik zurückzukehren - da hat Katharina Althaus aber ganz andere Ziele.
Bis zum 14. März, wenn die Landes-CDU den abwesenden Ministerpräsidenten als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl bestätigt, wird sich wohl nicht viel ändern. Katharina Althaus, die Evita von Erfurt, wird weiterhin für ihren Mann sprechen.
An der Relativierung seiner Rolle bei dem Skiunfall in der Steiermark strickt sie jetzt schon: "Es war ein Unglück", sagte Katharina Althaus, "das jedem hätte passieren können."
