Karikaturen-Kulturkampf:"Hier geht es nicht um Religion, sondern um Intoleranz"

Die Übergriffe von Muslimen auf Europäer fachen den Streit um die Karikaturen des Propheten Mohammed noch zusätzlich an. Die europäische Presse wehrt sich mit leidenschaftlichen Plädoyers für die Meinungsfreiheit.

Auslandszeitungen haben die Pressefreiheit im Karikaturstreit vereidigt. Hier eine kleine Auswahl:

Karikaturen-Kulturkampf: Die französische Zeitung Le Monde griff den Disput um die Frage, ob man den Propheten Mohammed abbilden darf, mit einer eigenen Karikatur auf: Einem Bildnis des Propheten, das ausschließlich aus dem Satz "Je ne dois pas dessiner Mahomet", zu deutsch: "Ich darf Mohammed nicht zeichnen", besteht.

Die französische Zeitung Le Monde griff den Disput um die Frage, ob man den Propheten Mohammed abbilden darf, mit einer eigenen Karikatur auf: Einem Bildnis des Propheten, das ausschließlich aus dem Satz "Je ne dois pas dessiner Mahomet", zu deutsch: "Ich darf Mohammed nicht zeichnen", besteht.

(Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Im niederländischen De Volkskrant heißt es: "Auch wenn der ganze Protestlärm zu einem guten Teil aus Pflichtnummern besteht, gibt es genug Gründe für Europa deutlich zu machen, dass hier ein zentrales Stück unserer Demokratie auf dem Spiel steht, die freie Meinungsäußerung. Es kommt nun darauf an, den Rücken gerade zu halten."

Die niederländische Trouw: "Es geht darum, dass es unannehmbar ist, wie einige Muslime und Regierungen ihre Gefühle ausdrücken. Respekt vor der Religion kann nicht erzwungen werden mit Einschüchterung durch diejenigen, die keinen Respekt vor der Freiheit haben."

Der österreichische Der Standard: "Wenn es nur eine Meinungsfreiheit gäbe, die keine Gefühle verletzt, dann bräuchte man diese Meinungsfreiheit nicht."

Frankreichs France Soir: "Hier geht es nicht um Religion, sondern um Intoleranz. France Soir hat das Gefühl, seine Aufgabe erfüllt zu haben, indem es die Debatte um die Karikaturen in die französische Öffentlichkeit getragen hat."

Frankreichs Le Monde: "Wie beim Rassismus, dem Antisemitismus, dem Sexismus oder dem Schwulenhass stößt die Meinungsfreiheit auch in diesem Fall an ihre Grenzen, die von Gesetz und Recht festgelegt worden sind.... Eine Demokratie sollte allerdings keine Meinungspolizei aufstellen, denn eine solche träte die Menschenrechte mit Füßen."

Der Schweizer Tages-Anzeiger: "Meinungsfreiheit, das steht außer Frage, gehört zum Kern demokratischer Gesellschaften, sie ist ein Grundrecht, an dem nicht gerüttelt werden darf."

Großbritanniens Times: "Es geht zu weit, wenn man Minister für journalistische Entscheidungen der freien Presse in ihren Ländern verantwortlich macht, alle Produkte aus dem Land boykottiert oder sogar zur Gewalt aufruft. Der Begriff Redefreiheit wird in der islamischen Welt oft missverstanden, und die jetzige Situation zeigt, wie breit der Graben zwischen den Kulturen ist."

Der britische Independent schränkt ein: "Die Presse hat neben ihren Rechten auch Verantwortung, und es gibt eine Grenze zwischen kontroversem und unverantwortlichem Journalismus, die nicht überschritten werden darf."

Das Luxemburger Wort: "Schon die Fälle des ermordeten niederländischen Filmemacher Theo van Gogh und des mit einem Todesurteil belegten Autors der "Satanischen Verse", Salman Rushdie, haben verdeutlicht, wie tief der Graben zwischen den beiden Kulturkreisen heute ist. Dass heißt nicht, dass die westlichen Medien Öl ins Feuer gießen sollen; jedoch sollten sie auch nicht vor den Extremisten einknicken."

Schwedens Dagens Nyheter: "Das Niederschmetternde an dem Konflikt ist die Verstärkung der Gegensätze zwischen "denen und uns", Christen und Muslimen, hier Geborenen und Zuwanderern, Ost und West."

Spaniens El Mundo: "Auf die rabiaten Proteste der Muslime darf man nicht reagieren, indem man sich entschuldigt. Der Westen muss vielmehr sein Recht auf Meinungsfreiheit standhaft verteidigen, denn dieses ist einer der Grundpfeiler eines jeden demokratischen Systems."

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