Kardinal Meisner tritt ab:Am Ende preisen sie den Herrn

Kardinal Joachim Meisner

Kardinal Joachim Meisner ist in Köln in den Ruhestand verabschiedet worden - Archivbild aus dem Jahr 2012

(Foto: dpa)

"Wachhund Gottes" geht in Rente: Kardinal Joachim Meisner wird in Köln mit freundlichen Worten in den Ruhestand verabschiedet - zumindest sei es mit ihm nie seicht oder langweilig gewesen. Auch er selbst zeigte sich versöhnlich.

Ein Vierteljahrhundert war Kardinal Joachim Meisner im Amt. Jetzt ist er in Köln in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte der Nachrichtenagentur dpa, er habe trotz teilweise unterschiedlicher Meinungen immer kollegial mit Meisner zusammengearbeitet. "Er ist eingetreten vor allem für den Schutz des Lebens in allen Situationen, und er ist der unerschütterliche Verkünder des Evangeliums - so bleibt er mir in Erinnerung", sagte Zollitsch.

Meisner gilt als stramm konservativ. Immer wieder machte er bundesweit Schlagzeilen, etwa wenn er Abtreibungen mit den Verbrechen der Nazis verglich. Zuletzt verärgerte Meisner mit einer Äußerung über Muslime: Eine katholische Familie ersetze drei muslimische, so seine Worte auf einer Veranstaltung vor konservativen Katholiken. Später ruderte er zurück.

Nach Meisners festen Überzeugung darf die Kirche ihre Lehre nicht an den Zeitgeist anpassen. Einer Kirche ohne unumstößliche Prinzipien würden die Gläubigen erst recht davonlaufen, meint Meisner. Sich selbst bezeichnete er mal als "Wachhund Gottes". Als radikaler Abtreibungsgegner hatte er Ende der neunziger Jahre gegen den Widerstand liberalerer Bischöfe den Ausstieg der Kirche aus der staatlichen Schwangerenberatung mitbetrieben.

Der beurlaubte Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der neben vielen anderen Bischöfen eingeladen war, erschien nicht. Bis zuletzt war unklar gewesen, ob er kommen würde. Tebartz-van Elst war im Oktober von Papst Franziskus beurlaubt worden. Anlass waren Kritik an seinem Führungsstil und die hohen Kosten für die neue Bischofsresidenz in Limburg.

Meisners Bitte um Vergebung

Meisner, der 80 Jahre alt ist, war vor einer guten Woche auf eigenen Wunsch vom Papst in den Ruhestand versetzt worden. In einer Feierstunde im Gürzenich, einem historischen Festsaal, beschrieb ihn die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) als "Kirchenmann mit großer Wortgewalt". Viele Äußerungen Meisners seien umstritten gewesen, jedoch habe er Widerspruch immer geschätzt und "Freude an der Auseinandersetzung" gehabt. Seicht oder langweilig sei es mit ihm nie gewesen, sagte die Schulministerin.

Auch Meisner hatte sich zuletzt versöhnlich gezeigt: Seine teils drastischen Äußerungen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen rechtfertigte er wiederum mit seinen Erfahrungen in der Nazi-Diktatur und in der DDR: "Wie viele Zeitgenossen meiner Generation weiß ich aus eigener Erfahrung, was Gottlosigkeit für die Menschenwürde bedeutet", sagte er am Freitag in Köln. Er habe aber nie jemanden verletzten wollen. "Ich habe das nie beabsichtigt", sagte Meisner und bat noch einmal "alle um Vergebung, die ich enttäuscht habe".

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