Kanzlerschaft des Helmut Kohl:Misserfolge und glückliche Stunden

Helmut Kohl Bundeskanzler Wende Bonn

Vorfreude: Bereits vor der Verkündung des Abstimmungsergebnisses beglückwünschen am 1. Oktober 1982 Parteifreunde den CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl zur Bundeskanzlerschaft.

(Foto: dpa)

16 Jahre und 26 Tage: So lange wie kein anderer Kanzler hat Helmut Kohl amtiert. Von Skandalen, Erfolgen und der Deutschen Einheit. Ein Überblick.

Von Oliver Das Gupta

  • 1. Oktober 1982: Mit FDP-Abgeordneten gelingt es der CDU/CSU, ein Mißtrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt durchzusetzen. Der Bundestag wählt damit Kohl zum Kanzler. Schon vorher sprach der Christdemokrat von einer "geistig-moralischen Wende", die er vorantreiben wolle.
  • Dezember 1982: Kohl stellt im Bundestag die Vertrauensfrage, die er dann gewollt verliert. Bundespräsident Karl Carstens ebnet daraufhin den Weg zu Neuwahlen.
  • 6. März 1983: Mit 48,8 Prozent der Wählerstimmen erreicht die CDU/CSU eine klare Mehrheit bei der Bundestagswahl.
  • 29. März 1983: Der 10. Bundestag wählt Kohl erneut zum Bundeskanzler, CDU/CSU koalieren wieder mit der FDP.
  • 19. Juni 1983: Kohls Regierung bürgt für einen Milliardenkredit an die marode DDR.
  • Dezember 1983: Kohl setzt den von seinem SPD-Vorgänger Helmut Schmidt initiierten und umstrittenen Nato-Doppelbeschluss von 1979 im Bundestag durch.
  • Februar 1986: Das von Otto Schily (damals Grüne) veranlasste Ermittlungsverfahren wegen uneidlicher Falschaussage in der Parteispenden-Affäre gegen Kohl wird aufgenommen, im Juni aber eingestellt.
  • November 1986: In einem Newsweek-Interview setzt Kohl den damaligen sowjetischen Staatslenker Michail Gorbatschow mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gleich und sorgt damit für einen Skandal.
  • 25. Januar 1987: Die Enttäuschung der Wähler über Kohls Politik der "Wende" drückt sich im Ergebnis der Bundestagswahl aus. Die Koalitionsparteien erhalten zwar erneut eine Mehrheit. Bei der Kanzlerwahl im Bundestag aber versagen ihm 16 Abgeordnete aus dem schwarz-gelben Regierungslager ihre Stimme.
  • 7. bis 11. September 1987: Auf Einladung Kohls kommt der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker zu einer offiziellen Visite in die Bundesrepublik.
  • 24. bis 27. Oktober 1988: In Moskau spricht Kohl mit Kremlchef Gorbatschow über die Folgen der Teilung Deutschlands. Beide vereinbaren ein freundlicheres Klima in den zwischenstaatlichen Beziehungen.
  • April 1989: Regierungsumbildung in Bonn. Der Kanzler trennt sich von Innenminister Friedrich Zimmermann (CSU) und holt Wolfgang Schäuble (CDU) ins Kabinett. Aus der CSU werden Theo Waigel als Finanzminister und Hans Klein als Regierungssprecher in die Regierung eingebunden.
  • 8. November 1989: Kohl informiert den Bundestag über die Lage der Nation und die Massenflucht aus der DDR. Am Abend darauf fällt die Berliner Mauer.
  • 28. November 1989: Während der Haushaltsdebatte legt Kohl dem Bundestag einen zeitlich nicht befristeten Zehn-Punkte-Stufenplan zur Überwindung der Teilung Deutschlands vor.
  • 22. Dezember 1989: Das Brandenburger Tor wird nach 28 Jahren wieder geöffnet. Kohl spricht von der "glücklichsten Stunde seines Lebens".
  • 7. Februar 1990: Der Kabinettsausschuss "Deutsche Einheit" unter Vorsitz Kohls beschließt, sofort über eine Währungsunion mit Wirtschaftsreformen zu verhandeln.
  • 11. Februar 1990: In Moskau erhält Kohl von Gorbatschow die Zusage, daß Deutschland eigenverantwortlich über die Bedingungen seiner Wiedervereinigung entscheiden kann.
  • 1. Juli 1990: Die von Kohl angestrebte Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der DDR beginnt.
  • Juli 1990: Die Regierung Kohl ringt der Sowjetunion das Zugeständnis ab, über Militärbündnisse auch für ein geeintes Deutschland frei bestimmen und damit Vollmitglied der Nato bleiben zu können.
  • 31. August 1990: Der Staatsvertrag zwischen beiden deutschen Staaten tritt in Kraft.
  • 3. Oktober 1990: Die Einheit Deutschlands wird mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik vollendet. Fortan ist der 3. Oktober Nationalfeiertag.
  • 17. Januar 1991: Kohl wird zum ersten gesamtdeutschen Bundeskanzler gewählt.
  • 17. Juni 1991: Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages.
  • 1. Juli 1991: Die von Kohl durchgesetzten Steuererhöhungen finanzieren die Kosten der Wiedervereinigung und den Beitrag zum Golfkrieg gegen den Irak.
  • Dezember 1992: Bundestag und Bundesrat stimmen auf Betreiben der Regierung Kohl dem Maastrichter Vertragswerk der Europäischen Union zu.
  • 16. Oktober 1994: Die konservativ-liberale Regierungskoalition kann bei der Bundestagswahl ihre Mehrheit nur knapp behaupten.
  • 31. Oktober 1996: Kohl überholt Adenauer - nun ist er mit 5145 Amtstagen dienstältester Bundeskanzler.
  • Januar 1997: Unterzeichnung der deutsch-tschechischen Erklärung zur Versöhnung beider Länder.
  • April 1997: Kohl gibt seine abermalige Kandidatur als Bundeskanzler bekannt.
  • 15. Oktober 1997: Kohl sagt, er wünsche sich Schäuble als Nachfolger.
  • 23. April 1998: Der Bundestag stimmt der Einführung des Euro zum 1. Januar 1999 zu.
  • 3. Mai 1998: Kohl setzt in Brüssel seinen Wunschkandidaten Wim Duisenberg für das Amt des Präsidenten der Europäischen Zentralbank mit Sitz in Frankfurt/Main durch.
  • 27. September 1998: Nach einem harten Wahlkampf verliert die CDU bei der Bundestagswahl ihre Mehrheit im Parlament an ein Bündnis aus SPD und Grünen, das den Sozialdemokraten Gerhard Schröder zum Kanzler wählen will. Kohl kündigt an, auf dem nächsten Parteitag das Amt des CDU-Vorsitzenden zur Verfügung zu stellen.
  • 26. Oktober 1998: Der neugewählte 14. Bundestag konstituiert sich in Bonn. Damit endet dem Buchstaben des Grundgesetzes zufolge die Amtszeit Kohls nach 16 Jahren und 26 Tagen. Am nächsten Tag wird Schröder neuer Kanzler. Bundespräsident Roman Herzog verleiht Kohl das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Lorbeerkranz. Diesen höchsten Orden für Bürger hatte vor ihm nur Konrad Adenauer bekommen. Am nächsten Tag wählt Schröder
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