Kampfeinsatz in Afghanistan:Bundeswehr greift "Kriminelle und Terroristen" an

Mit schweren Waffen kämpft die Bundeswehr derzeit in Afghanistan - und beteuert, dass die Zivilbevölkerung trotz des jüngsten tödlichen Vorfalls keinerlei Feindseligkeiten gegen deutsche Soldaten hegt.

Katja Schirmer und Oliver Das Gupta

Soldaten der Bundeswehr sind im Norden Afghanistans an einer Offensive gegen die Taliban und verbündete islamistische Gruppen beteiligt.

Bundeswehr Afghanistan Quick Reaction Force  DDP

Eine Fahrzeugkolonne der Quick Reaction Force (QRF) während einer Gefechtsübung bei Masar-i-Scharif in Afghanistan. Das Foto entstand 2008.

(Foto: Foto: ddp)

Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam sagte zu sueddeutsche.de, derzeit finde eine Operation der afghanischen Sicherheitskräfte statt, die von der internationalen Schutztruppe Isaf unterstützt werde. Daran sei die Bundeswehr, aber auch Truppen anderer Staaten beteiligt.

Verwundete bei afghanischen Streitkräften

Man kämpfe gegen "gegnerische Gruppen", sagte der Sprecher des Einsatzführungskommandos. Ein Sprecher des Verteidigungsministers in Berlin präzisierte: "Es trifft nicht hunderprozentig zu, dass es nur gegen die Taliban geht, sondern auch gegen Aufständische." Die Rede war von "Stammesmitgliedern, Kriminellen und Terroristen".

Die Operation laufe seit diesem Sonntag. Bestätigt wurde, dass auch Schützenpanzer vom Typ Marder sowie Mörser eingesetzt werden. Desweiteren seien Allschutz-Transportfahrzeuge vom Typ Dingo und Transportpanzer Fuchs beteiligt, sagte der Ministeriumssprecher zu sueddeutsche.de.

Zum genauen Umfang und zur Dauer des Einsatzes wollte der Potsdamer Sprecher keine Angaben machen - "das machen wir nie bei laufenden Operationen".

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, bislang sei kein deutscher Soldat bei der Operation zu Schaden gekommen, wohl aber habe es auf der Seite der afghanischen Streitkräfte "drei Verwundete" gegeben.

"Wir schießen ja nicht blind irgendwo hin"

Die Federführung bei dem Einsatz habe das afghanische Militär, hieß es. Der Einsatz von Mörsern, deren Granatsplitter je nach Kaliber in einem relativ großen Radius eine verheerende Wirkung haben können, stellt nach Angaben der Bundeswehr kein Risiko für die Zivilbevölkerung dar. "Wir schießen ja nicht blind irgendwo hin", sagte der Sprecher.

Er verwies auf eine vorhergehende "Aufklärung", ließ allerdings offen, ob diese durch den Einsatz von Drohnen, Flugzeugen oder mit Hilfe von Satellitenbildern zustande kam.

Insgesamt bezeichnete der Sprecher des Einsatzführungskommandos die Lage in Nordafghanistan als "angespannt". Der tödliche Vorfall von diesem Sonntag nahe Kundus habe sich nicht negativ auf den Ruf der deutschen Soldanten in der Zivilbevölkerung ausgewirkt, sagte der Sprecher, weil bekanntgeworden sei, dass die Taliban den Vorfall provoziert hätten.

Im Sterben den Taliban die Schuld gegeben

Zehn Kilometer westlich von Kundus war ein mit fünf Personen besetzter offener Kleinlaster mit hoher Geschwindigkeit auf eine Stellung der Bundeswehr zugefahren.

Da der Wagen trotz Warnschüssen nicht angehalten habe, hätten die Soldaten mit Schüssen auf den Motorblock das Fahrzeug zum Stehen gebracht. Dabei seien ein Jugendlicher getötet und zwei Personen schwer verletzt worden. Eine Person blieb unverletzt, und eine weitere Person habe sich vom Ort des Geschehens entfernt.

"Auf dem Sterbebett" habe der tödlich Verletzte "im Gespräch mit seinen Angehörigen den Taliban die Schuld gegeben", sagte der Sprecher. Der Zivilbevölkerung sei "klar, wer die guten und wer die Bösen sind". Deshalb gebe es im Zusammenhang mit diesem traurigen Vorfall auch "keinerlei Animositäten gegen deutsche Soldaten".

Die Schwerverletzten seien im Rettungszentrum des Wiederaufbauteams Kundus medizinisch versorgt und dann zur weiteren Behandlung nach Masar-i-Scharif ausgeflogen worden.

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