Kampagne:In der Krise

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Das erratische Verhalten des Republikaners Donald Trump bringt selbst loyale Gefolgsleute dazu, deutliche Kritik an ihrem Präsidentschaftskandidaten zu äußern.

Von Hubert Wetzel, Washington

Donald Trump hat seinen Wahlkampf durch sein erratisches Verhalten in eine tiefe Krise gestürzt. Während der republikanische Präsidentschaftskandidat in den Umfragen immer weiter hinter der Demokratin Hillary Clinton zurückfällt, üben inzwischen auch Verbündete Kritik an Trump. Ein renommierter Wahlblog gab dem Republikaner am Donnerstag nur noch eine Chance von elf Prozent, die Wahl zu gewinnen. "Trump verhilft Clinton zum Sieg, weil er beweist, dass er noch weniger akzeptabel ist als sie", klagte der Republikaner Newt Gingrich, ein loyaler Unterstützer Trumps. In der Partei herrsche "Panik", schrieb die Washington Post.

Besonders bemerkenswert war die Entscheidung von Trumps Vizekandidat Mike Pence, eine Wahlempfehlung für den republikanischen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, abzugeben. Pence stellte sich damit gegen Trump, der eine solche Unterstützungserklärung - eigentlich eine Selbstverständlichkeit - zuvor abgelehnt hatte. Trump rächte sich damit für die sehr zögerliche Unterstützung seiner Kandidatur durch Ryan vor einigen Monaten, doch in der Parteiführung löste das Verärgerung aus. Trump benehme sich immer noch so, als sei er im Vorwahlkampf und müsse gegen Parteirivalen antreten, hieß es. Der Kandidat habe nicht verstanden, dass man jetzt geschlossen gegen Clinton kämpfen müsse.

Die Sturheit des Kandidaten stößt bei vielen Republikanern auf Unverständnis

Auch die tagelange sture Kritik Trumps an den Eltern eines im Irak gefallenen muslimischen US-Soldaten stößt bei vielen Republikanern auf Unverständnis - ebenso wie etliche andere überflüssige Patzer im Wahlkampf, die nur durch Nachlässigkeit und mangelnde Disziplin des Kandidaten zu erklären sind. So sagte Trump zum Beispiel, seine Tochter müsste sich wohl eine andere Firma suchen, sollte sie an ihrem Arbeitsplatz sexuell belästigt werden - keine hilfreiche Aussage, wenn man wie Trump eigentlich Boden bei Wählerinnen gutmachen sollte. Auch dass er eine Mutter und ihr weinendes Baby aus einer Wahlveranstaltung werfen ließ, nachdem er sich zunächst über das Kind lustig gemacht hatte, verbessert das Image des Republikaners nicht.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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