Kaiser Akihito:Die Kunst des Rücktritts

Japans Kaiser Akihito will seit langem abdanken und darf nun endlich. Andere wollten an ihrer Macht festhalten und mussten sie aufgeben. Ein Überblick über die denkwürdigsten Rücktritte.

Von Benedikt Herber

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Kaiser Akihito

Japans Kaiser Akihito

Quelle: dpa

Seit 1989 sitzt der japanische Monarch Akihito auf dem ältesten Thron der Welt. Der Kaiser ist gesundheitlich angeschlagen und fühlt sich nicht mehr im Stande, seine Aufgaben zu erfüllen. Trotzdem war es ihm bisher nicht gestattet, sich zurückzuziehen: ein Rücktritt war verfassungsrechtlich ausgeschlossen. Nun hat Japans Regierung einem neuen Gesetz zugestimmt, das Akihito den Rücktritt des Tennô erlaubt. Das Parlament muss noch zustimmen, doch dies gilt als Formsache. Es wird die erste Abdankung eines japanischen Kaisers seit 200 Jahren sein.

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Papst Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI.

Quelle: Ettore Ferrari/dpa

Der Rücktritt Papst Benedikts weist gewisse Ähnlichkeiten zur geplanten Abdankung Akihitos auf: Der Platz auf dem Heiligen Stuhl war ihm eigentlich bis zum Lebensende reserviert. Aber der erste deutsche Papst seit fast einem halben Jahrtausend fühlte sich nicht mehr im Stande, seinen Verpflichtungen nachzugehen. Seit Februar 2013 gilt Joseph Ratzinger offiziell als "emeritiert". Das gab es bisher erst einmal: Papst Coelestin V. trat 1294 ebenfalls zurück.

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Willy Brandt

(K)ein Rücktritt aus Verantwortung

Quelle: picture alliance / dpa

Nicht alle gehen freiwillig. Den bis heute populärsten SPD-Bundeskanzler Willy Brandt zwang die Affäre um DDR-Spion Günter Guillaume (rechts im Bild) 1974 zu seinem Rücktritt 1974. Als Mitarbeiter des Bundeskanzleramts gelang es Guillaume, vertrauliche Informationen an die DDR-Staatssicherheit weiterzuleiten. Brandts Nachfolger Helmut Schmidt mutmaßte später, der Bundeskanzler hätte den Skandal überstehen können. Er sah in Brandts Depressionen den eigentlichen Grund für dessen Rücktritt.

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Richard Nixon

FILE PHOTO OF PRESIDENT NIXON DURING FINAL WHITE HOUSE SPEECH

Quelle: REUTERS

In der Nacht des 17. Juni 1972 wurden fünf Einbrecher festgenommen, die im Hauptquartier der Demokratischen Partei - dem Watergate-Gebäudekomplex in Washington - Wanzen anbringen und Dokumente fotografieren wollten. Der republikanische Präsident Nixon versuchte in der Folgezeit alles, um den Spionageskandal zu vertuschen.

Dass Nixon deshalb Amtsmissbrauch begangen haben soll, stand für viele Politiker beider Lager fest. Das bereits eingeleitete Amtsenthebungsverfahren wäre mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgreich gewesen. Nixon kam einer Verurteilung zuvor und trat am 9. August 1974 von seinem Amt als Präsident zurück.

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Boris Jelzin

JELZIN ABSCHIED

Quelle: DPA

Der Rücktritt Boris Jelzins in der Nacht auf den 1. Januar 2000 kam überraschend. Gründe gab es jedoch genug: Der erste Präsident des postsowjetischen Russlands litt unter starken Alkoholproblemen, außerdem hatten sich die Hoffnungen des Landes nach dem Kollaps der Sowjetunion nur bedingt erfüllt.

In Erinnerung blieben teils peinliche Auftritte des russischen Staatsoberhaupts, der bei Empfängen schwankte, sich oft versprach. In seiner Rücktrittsrede behauptete Jelzin, sein Entschluss habe nichts mit seinem Gesundheitszustand zu tun. Er übergab sein Amt an den damals 47-jährigen Ministerpräsidenten: ein gewisser Wladimir Putin.

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Karl-Theodor zu Guttenberg

Zu Guttenberg Resigns

Quelle: Getty Images

Er war der Rockstar der CSU: Auf Karl-Theodor zu Guttenberg ruhten die Hoffnungen der Union. Viele trauten dem damaligen Verteidigungsminister sogar das Kanzleramt zu. Guttenbergs politische Karriere scheiterte letztlich an seiner plagiierten Doktorarbeit. Nachdem Kanzlerin Angela Merkel ihm noch versicherte, er genieße "volles Vertrauen", wurde der Druck schließlich so groß, dass Guttenberg am 1. März 2011 seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern verkündete.

© SZ.de/beah/fued
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