Käßmann trifft Guttenberg:Einladung nach Afghanistan

"Gespräch auf Augenhöhe": Nach dem Treffen von Bischöfin Käßmann mit Verteidigungsminister Guttenberg ist der Konflikt um die kritische Neujahrspredigt beendet.

Glaubt man den Geschichten, die über das als vertraulich gekennzeichnete Gespräch kursieren, dann hat vor allem der Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) geredet. Hat Margot Käßmann, der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem ihm eigenen Charme den Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan beschrieben, hat sie, ganz offiziell, zu einem gemeinsamen Truppenbesuch in Afghanistan eingeladen und zu einem Vortrag vor der Bundeswehr-Führungsakademie.

Käßmann, Guttenberg, dpa

Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg hat Margot Käßmann zu einem Afghanistan-Besuch eingeladen.

(Foto: Foto: dpa)

Margot Käßmann hat dankend angenommen, ihrerseits den Verteidigungsminister ins Kirchenamt der EKD in Hannover geladen und versichert, an der Anerkennung der Arbeit der Bundeswehr gebe es in der evangelischen Kirche keinen Zweifel.

Und so endete der Konflikt um die Neujahrspredigt der Vertreterin von fast 25 Millionen Protestanten in weitgehender Harmonie: Käßmann lobte gegenüber dem evangelischen Pressedienst das "Gespräch auf Augenhöhe".

Man sei sich einig, "dass es Nachbesserungsbedarf in der Afghanistan-Politik gibt", erklärte der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann, der an dem Gespräch teilnahm, man müsse das zivile Engagement stärken. Guttenberg nannte das Treffen einen "guten Einstieg in eine notwendige Diskussion". Käßmann hatte sich am Neujahrstag kritisch über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geäußert. Deshalb hatte Guttenberg die Bischöfin zum Gespräch ins Ministerium eingeladen - auf Käßmanns Anregung hin.

Am Nachmittag, am Rande seines Antrittsbesuchs bei der Luftwaffe in Neuburg an der Donau, sagte Guttenberg, er finde es gut, dass die Kritik der Kirche die Debatte in der Gesellschaft über den Afghanistan-Einsatz befördert habe. Die Bischöfin und er hätten in dem Gespräch ihre Positionen erläutert. Er habe allerdings auch deutlich gemacht, dass er die Kritik Käßmanns, in Afghanistan sei "nichts gut", als zu pauschal empfinde. In Afghanistan habe sich nicht alles zum Besseren, aber auch nicht alles zum Schlechteren entwickelt, betonte der Minister. Es sei wichtig, dass die Soldaten im Einsatz die Anerkennung der Gesellschaft hätten, sagte Guttenberg. Dies stehe auch für die Bischöfin außer Frage.

Die Debatte über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geht allerdings auch nach dem Treffen des Ministers mit der Bischöfin weiter. Am Montag forderte der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, ein "realistisches Ausstiegsszenario für die deutschen Soldaten am Hindukusch", ein Abzug "Hals über Kopf" sei aber unverantwortlich. Auch sei aus seiner Sicht ein Militärseinsatz "nicht grundsätzlich abzulehnen", denn in Afghanistan würden "Recht und Gerechtigkeit im Namen einer verblendeten und unmenschlichen Religiosität mit Füßen getreten". Am Wochenende hatte der Berliner Bischof Markus Dröge erklärt, dem Afghanistan-Einsatz fehle die "Zielbestimmung", dies gehe auch "zu Lasten der Soldaten". Scharfe Kritik an Käßmann übte Reinhold Robbe (SPD), der Wehrbeauftragte des Bundestags: Er halte es für naiv, in Afghanistan mit "Gebeten und Kerzen" Frieden schaffen zu wollen.

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