Kämpfe in der Ostukraine:Russische Panzerfahrzeuge sollen ukrainische Grenze überquert haben

Kurz vor dem Zusammentreffen von Russlands Präsident Putin mit seinem ukrainischen Kollegen Poroschenko kann von einer Entspannung keine Rede sein. Kiew wirft Moskau vor, mit gepanzerten Fahrzeugen in das Land eingedrungen zu sein.

  • Der ukrainischen Armee zufolge sollen russische Panzerfahrzeuge die Grenze überquert haben.
  • Ungeachtet der Kritik am ersten Hilfskonvoi für die Ostukraine kündigt der russische Außenminister Lawrow einen zweiten an.
  • Der russische Parlamentspräsident Naryschkin kritisiert die Militärparade zum Unabhängigkeitstag in Kiew vom Sonntag.

Widersprüchliche Berichte über Panzerkolonne in Ostukraine

Etwa 50 gepanzerte Fahrzeuge aus Russland sollen nach ukrainischen Militärangaben im Südosten über die Grenze gefahren sein. Ein Armeesprecher sagte der Kiewer Zeitung Segodnja zufolge, damit solle vermutlich eine "zweite Front" gegen die Regierungseinheiten bei der Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer eröffnet werden.

Separatistenführer Andrej Purgin wies Berichte über Verstärkung aus Russland zurück. Kämpfer der Separatisten versuchten demnach, bei Nowoasowsk Teile der ukrainischen Nationalgarde einzukreisen. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte erneut, Moskau habe weder Kämpfer noch Kriegsgerät über die Grenze geschickt. Die ukrainische Armee hatte Mariupol im Juni zurückerobert. Die strategisch wichtige Stadt liegt etwa 50 Kilometer von der Staatsgrenze und gut 100 Kilometer von Donezk entfernt.

Russland entsendet weiteren Hilfskonvoi

Die russische Regierung will einen weiteren Hilfskonvoi in die Ostukraine schicken. Wie Außenminister Lawrow mitteilte, sollen die Lastwagen noch diese Woche fahren. Moskau habe die Regierung in Kiew bereits über das Vorhaben informiert. "Die humanitäre Lage verbessert sich nicht, sondern wird schlimmer", sagte Lawrow.

Russland hatte bereits am Freitag einen Hilfskonvoi für die notleidende Bevölkerung in der Ostukraine ins umkämpfte Lugansk in der Ostukraine geschickt - ohne das Einverständnis Kiews und des Roten Kreuzes. Die mehr als 200 Lastwagen hatten nach Darstellung Russlands Hilfsgüter wie Wasser oder Babynahrung geladen.

Der Schritt stieß in der Ukraine, im Westen und bei den Vereinten Nationen auf Kritik. Die USA drohten Russland mit Konsequenzen, wenn die Lastwagen nicht umgehend das Land wieder verließen. Nach Erkenntnissen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fuhren die letzten Lkw am Samstag wieder nach Russland zurück.

Konflikt offiziell kein Thema bei Treffen von Putin und Poroschenko

In der weißrussischen Hauptstadt Minsk treffen am Dienstag der russische Präsident Wladimir Putin und sein ukrainischer Kollege Petro Poroschenko aufeinander. Dabei soll es vor allem um Wirtschaftsfragen gehen. An dem Gipfel nehmen auch Vertreter der EU-Kommission und der von Russland geführten Zollunion teil. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Wochenende vor überzogenen Erwartungen gewarnt.

Russischer Parlamentspräsident kritisiert Waffenschau in Kiew

Aus Moskau kommt scharfe Kritik an der Militärparade zum Unabhängigkeitstag in Kiew. Mit dem Aufmarsch von Soldaten und der Zurschaustellung von Kriegsgerät habe die ukrainische Regierung demonstriert, dass sie kein Interesse an einem Dialog mit den Aufständischen habe, sagte der russische Parlamentspräsident Sergej Naryschkin in Moskau. Die Führung in Kiew hege "aggressive Pläne zur Eskalation der Krise".

Dem Westen warf Naryschkin vor, zu wenig für eine Entspannung der Lage zu unternehmen. "Ein Teil westlicher Politiker beteiligt sich daran, den Druck zu erhöhen", sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Kiew hatte am 24. August den 23. Jahrestag seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion begangen. Dazu fand in Kiew eine Militärparade mit mindestens 1500 Soldaten und schwerem Gerät statt.

Klitschko droht Separatisten

Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, drohte den prorussischen Separatisten unterdessen mit Vergeltung, nachdem diese am Sonntag gefangene Regierungssoldaten öffentlich durch die Stadt Donezk getrieben hatten. "Eine solche Barbarei und Grobheit ist nicht zu verzeihen", schrieb der Bürgermeister der Hauptstadt Kiew in einer Mitteilung. "Das Verspotten unserer Soldaten bleibt nicht ohne Antwort und nicht unbestraft." Armee und Aufständische lieferten sich in der Ostukraine erneut heftige Gefechte.

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