Kabinett in Frankreich:Weggefährten und junge Senkrechtstarter

Frankreichs Premierminister Ayrault hat sein sozialistisches Kabinett vorgestellt. Unter den wichtigsten Ministern sind Vertraute von Präsident Hollande, aber auch ganz neue Gesichter. Ein Schwergewicht vom linken Flügel der Sozialisten fehlt: Parteichefin Aubry - sie hatte sich Hoffnungen auf Ayraults Posten gemacht.

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Kabinett in Frankreich:Premierminister: Jean-Marc Ayrault

Hollande inaugurated French president

Quelle: dpa

Frankreichs Premierminister Ayrault hat sein sozialistisches Kabinett vorgestellt. Unter den wichtigsten Ministern sind Vertraute von Präsident Hollande, aber auch ganz neue Gesichter. Ein Schwergewicht vom linken Flügel der Sozialisten fehlt: Parteichefin Aubry - sie hatte sich Hoffnungen auf Ayraults Posten gemacht.

Jean-Marc Ayrault: Der Hollande-Vertraute und langjährige Fraktionschef der Sozialisten ist ein ausgewiesener Deutschland-Experte. Der 62-jährige Bürgermeister der westfranzösischen Großstadt Nantes pflegt seit Jahren enge politische Kontakte nach Berlin, spricht gut Deutsch und arbeitete früher als Deutschlehrer. Wie Hollande steht er bei den Sozialisten politisch eher in der Mitte. Der als Pragmatiker geltende Arbeitersohn hat einen Nachteil: Er hat wie Hollande keine Regierungserfahrung.

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Kabinett in Frankreich:Finanz- und Wirtschaftsminister: Pierre Moscovici

Moscovici, campaign manager of newly-elected French President Francois Hollande, arrives at the former campaign headquarters in Paris

Quelle: REUTERS

Pierre Moscovici: Vor der Wahl war er der Wahlkampfmanager François Hollandes. Jetzt wurde Pierre Moscovici das in der Finanzkrise besonders wichtige Finanz- und Wirtschaftsressort übertragen. Er gehörte als Staatssekretär für Europafragen schon einer früheren sozialistischen Regierung an.

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Kabinett in Frankreich:Außenminister - Laurent Fabius

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Quelle: AFP

Laurent Fabius: Der 65-Jährige, der zum Außenminister ernannt wurde, bringt viel Regierungserfahrung mit. Bereits mit 37 Jahren wurde er unter Präsident François Mitterrand 1984 Regierungschef. Davor war er bereits Chef eines Super-Industrieministeriums. Ab 1988 war er Präsident der Nationalversammlung, bevor er zwei Jahre lang das Wirtschafts- und Finanzministerium leitete. Bei EU-Kollegen hat Fabius einen Makel: Er hatte sich 2005 gegen die EU-Verfassung ausgesprochen.

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Kabinett in Frankreich:Innenminister: Manuel Valls

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Quelle: AFP

Manuel Valls: Der Wahlkampf-Kommunikationschef von Hollande, der mit dem Innenministerium betraut wurde, arbeitete unermüdlich für den sozialistischen Wahlerfolg. Der im spanischen Barcelona geborene 49-Jährige ist eher dem rechten Flügel der Sozialisten zuzurechnen.

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Kabinett in Frankreich:Sozialministerin - Marisol Touraine

Marisol Touraine, seen in this file photo, has been named as France's Minister of Social Affairs and Health in the new government announced by the Elysee Palace in Paris

Quelle: Reuters

Marisol Touraine: Der Sozialexpertin der Sozialisten, die vehement gegen die Rentenreform der konservativen Regierung gefochten hatte, war schon lange das Sozialministerium sicher. Die 53-jährige Parlamentsabgeordnete war früher Beraterin von Premier Michel Rocard für internationale Fragen.

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Kabinett in Frankreich:Arbeitsminister - Michel Sapin

Socialist Party (PS) National Council meeting in Paris

Quelle: dpa

Michel Sapin: Der 60-Jährige, dem das Arbeitsministerium anvertraut wurde, ist seit mehr als 30 Jahren ein Freund Hollandes. Anfang der 90er Jahre war er bereits Wirtschafts- und Finanzminister, so dass er lange als Favorit für dieses Ressort galt. Im Jahr 2000 kehrte er unter Regierungschef Lionel Jospin als Minister für öffentliche Ämter für zwei Jahre in die Regierung zurück.

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Kabinett in Frankreich:Verteidigungsminister - Jean-Yves le Drian

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Quelle: AP

Jean-Yves le Drian: Der überzeugte Europäer, der künftig das Verteidigungsministerium leitet, ist ein alter Weggefährte Hollandes. Der 64-jährige Mitte-Sozialist war schon im Wahlkampf-Team für Verteidigung zuständig.

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Kabinett in Frankreich:Ministerin für Frauenrechte - Najat Vallaud-Belkacem

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Quelle: AFP

Najat Vallaud-Belkacem: Die 34-jährige Juristin marokkanischer Abstammung, die das Ministerium für Frauenrechte übernimmt, ist die Senkrechtstarterin der Sozialisten. Die frühere Wahlkampf-Sprecherin Hollandes, die teilweise recht forsch auftrat, wird auch Regierungssprecherin.

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Kabinett in Frankreich:Minister für Reindustrialisierung - Arnaud Montebourg

French Socialist politician Montebourg leaves Socialist party candidate's campaign headquarters in Paris

Quelle: REUTERS

Arnaud Montebourg: Er prägte den "Pudding"-Spitznamen für Hollande und bekam trotzdem einen Posten im Kabinett. Der Querdenker, der das Reindustrialisierungsministerium leitet, zählt zum linken Flügel der Sozialisten. Bei den Vorwahlen seiner Partei für die Präsidentschaftskandidatur errang der 49-Jährige mit einem protektionistischen Anti-Globlisierungskurs überraschend 17,2 Prozent.

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Kabinett in Frankreich:Wohnungsministerin - Cécile Duflot

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Quelle: AFP

Cécile Duflot: Die bisherige Grünen-Chefin war als Ministerin gesetzt, denn die Sozialisten hatten mit ihrer Partei vergangenes Jahr eine Wahlallianz geschlossen. Die 37-Jährige bekam das Wohnungsministerium.

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Kabinett in Frankreich:Die Verliererin - Martine Aubry

FRANCE-POLITICS-ELECTION-EU-PS

Quelle: AFP

Martine Aubry: Überraschenderweise nicht im Kabinett ist die sozialistische Partei-Chefin Martine Aubry. Die 61-Jährige hatte im vergangenen Jahr gegen Hollande um die Präsidentschaftskandidatur der Parti Socialiste (PS) gekämpft, bei den offenen Vorwahlen aber den Kürzeren gezogen. Vor dem Hintergrund langer parteiinterner Grabenkämpfe galt es nun als sicher, dass sie zumindest einen Ministerposten bekommen würde.

Dass sie einander nicht mögen, haben der langjährige Parteivorsitzende Hollande und seine Nachfolgerin auf dem Posten nie besonders verheimlicht. Aubry gilt als etwas spröde, aber äußert machtbewusste Politikerin und wird in Frankreich nicht selten als "linke Angela Merkel" bezeichnet. Die Parteichefin ist Bürgermeisterin der nordfranzösischen Stadt Lille.

© Süddeutsche.de/liv
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