Kabinett beschließt:Der Doktor bleibt im Pass

Vehement hatte sich Bayerns Innenminister Beckstein gegen den Wegfall des Doktortitels in neuen Reisedokumenten eingesetzt. Sein Anliegen wurde im Kanzleramt gehört - und durchgewunken.

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Günter Beckstein hat ein Faible für alles, was tatsächlich oder vermeintlich mehr Sicherheit bringt. Bayern Innenminister mag demzufolge auch modernere Ausweise mit biometrischem Schnickschnack.

Kabinett beschließt: Reisepass mit Fingerabdrücken (Montage)

Reisepass mit Fingerabdrücken (Montage)

(Foto: Foto: dpa)

Beim neuen Reisepass war das anders: Aufgebracht schickte der CSU-Politiker an Bundesinnenminister Schäuble einen Brief, weil in den neuen Reisedokumenten nicht wie bisher Doktorgrade genannt werden sollten. Dies so befand Beckstein, "wäre ein falsches bildungs- und gesellschaftspolitisches Signal" (die SZ berichtete).

Nun kann Beckstein, der selbst Doktor der Juristerei ist, aufatmen. Alles bleibt beim Alten: Akademische Titel bleiben in Pässen, Personalausweisen und in Melderegistern neben dem Familiennamen vermerkt.

Das Bundeskabinett billigte einen entsprechenden Plan für das Passgesetz ohne Aussprache, wie der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte. Der Wegfall des Doktortitels war geplant, um den Behörden die Verwaltung erleichtern. Denn wegen der Nennung müssen die Meldeämter stets prüfen, ob der Titel rechtmäßig erworben wurde.

Dass es nun anders kommt liegt am Bundesrat. Die Länderkammer hatte Mitte des Monats einen Vorstoß Thüringens und Bayerns gebilligt. Für letztgenanntes Land befasste sich das zuständige Innenministerium mit der Causa - geleitet von Günter Beckstein.

Dem vom Bundesrat angenommenen Antrag zufolge entspricht es der "deutschsprachigen Kulturtradition" und "jahrzehntelanger Verwaltungspraxis", dass der Doktorgrad in Personalausweis und Pass aufgenommen wird.

Auch Vize-Regierungssprecher Steg betonte nun, die Bundesregierung wolle mit dem Verbleib der Titel eine "deutsche Kulturtradition weitertragen". Was ein bisschen übertrieben ist: Der Hinweis auf den akademischen Grad war erst vor 20 Jahren in Passgesetz gekommen.

Das neue Passgesetz soll vom 1. November 2007 an wirksam werden - wenn der Bundestag auch noch grünes Licht gibt, was erwartet wird.

Sicherheitspolitiker Günter Beckstein wird dann noch aus einem anderen Grund zur Freude haben: Mit dem neuen Passgesetz müssen Ausweise dann neben Fotos auch zwei Fingerabdrücke enthalten.

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