Jugendkriminalität:Grass attackiert Koch und Lafontaine als "Demagogen"

Im Streit um Jugendgewalt meldet sich nun Günter Grass zu Wort: Hessens Ministerpräsident Koch und der Chef der Linken, Oskar Lafontaine, meinten, "ihre Stunde habe wieder geschlagen".

Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass hat Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und Oskar Lafontaine, den Chef der Linkspartei, als Demagogen kritisiert. "In einer Zeit, in der die Demagogen meinen, ihre Stunde habe wieder geschlagen, muss man schon ein kräftiges Wort einlegen, ob es nun Herr Koch in Hessen ist oder Lafontaine auf der anderen Seite", sagte der Schriftsteller nach einem Besuch in der SPD-Fraktion am Freitag in Berlin.

Attacke auf Hessens Ministerpräsident Koch und Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine: Günter Grass bei einem Besuch bei der SPD-Fraktion in Berlin. (Foto: Foto: dpa)

Er drängte die SPD dazu, in solchen Fragen klarer Stellung zu beziehen. Parteichef Kurt Beck wertete Grass' Rede als Ansporn für mehr Einsatz für sozialdemokratische Ziele. Die SPD-Abgeordneten, die bei einer Klausur die Planung für 2008 berieten, applaudierten im Stehen.

Nach Teilnehmerangaben sprach Grass in einer etwa halbstündigen Rede über Kinderarmut, Ganztagsschulen und das Urheberrecht. Weiter forderte er ein Hausverbot für Lobbyisten und prangerte die weltweite Ungerechtigkeit an.

Fraktionschef Peter Struck erinnerte daran, dass Grass zuletzt vor 34 Jahren auf Einladung des damaligen Fraktionschefs Herbert Wehner in der Fraktion gesprochen habe. Er hatte auch für die SPD-Kanzler Willy Brandt und Gerhard Schröder Wahlkampf gemacht.

Grass sagte, er würde gerne wieder in die SPD eintreten, könne dies aber nicht tun, solange die Verschärfung der Asylgesetze noch gelte. Wegen dieser Gesetze hatte Grass in den neunziger Jahren die Partei verlassen.

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