New-York-Times-Verleger:A. G. Sulzberger: Journalismus für Zeiten des Umbruchs

Arthur Gregg Sulzberger, Herausgeber der New York Times

Arthur Gregg Sulzberger ist neuer Herausgeber der New York Times - Anfang des Jahres übernahm er den Verlegerposten von seinem Vater.

(Foto: AFP)

Der Verleger hat die stolze alte New York Times erfolgreich ins digitale Zeitalter geführt. Wie sich gerade zeigt, sind die politischen Herausforderungen aber noch größer.

Von Hubert Wetzel

Es braucht schon eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, wenn man im Alter von 37 Jahren die Führung einer 166 Jahre alten Institution übernehmen will. Doch an Selbstbewusstsein mangelt es Arthur Gregg Sulzberger offenbar nicht. Der neue Herausgeber der New York Times mag nicht so flamboyant sein wie sein Vater Arthur Ochs Sulzberger Jr., der das Amt in den vergangenen 25 Jahren innehatte. Aber "A. G." Sulzberger, wie Arthur Gregg zur Unterscheidung genannt wird, hat ganz offensichtlich eine klare Vorstellung davon, wie man in Zeiten technischer Revolutionen erfolgreich eine Tageszeitung macht.

Das ist dringend nötig. Das Internet hat das alte Geschäftsmodell von Zeitungen - auf Papier gedruckte Nachrichten plus Werbefläche, beides wird als Paket an Leser und Anzeigenkunden verkauft - weitgehend zerstört. Auch die stolze New York Times, 1851 gegründet, stand vor einigen Jahren am Abgrund. Es war dann Arthur Gregg Sulzberger, der 2014 einen in der Branche viel beachteten Bericht schrieb - eine Blaupause, wie Zeitungen auch künftig Geld mit Journalismus verdienen können. Das, da hatte A. G. keine Zweifel, werde nur im Internet gelingen, und zwar mit einem Produkt, das so gut und wichtig für die Leser ist, dass diese dafür Geld ausgeben, anstatt sich auf einer Gratisseite zu informieren.

Diesen Übergang hat die New York Times geschafft. Die "Graue Lady", wie das Blatt immer noch genannt wird, weil es einst aus Druckerschwärze und schlechtem Papier bestand, ist längst nicht mehr grau, und es ist eigentlich auch kein Blatt mehr. Die Zeitung hat heute 3,5 Millionen Abonnenten - mehr denn je -, doch 2,5 Millionen von ihnen lesen sie nur im Netz. Und sie bezahlen dafür.

A. G. wird Herausgeber in der fünften Generation

Im Vergleich zu den goldenen Zeiten sind die Einnahmen freilich fast schäbig. Die New York Times warf früher Gewinne in dreistelliger Millionenhöhe ab, sie hat ihre Verleger sehr reich gemacht. Die Zeitung gehört seit 1896 der deutschstämmigen Familie Ochs-Sulzberger. A. G. wird Herausgeber in der fünften Generation - im modernen Verlagsgeschäft eine Seltenheit. Heute sind die Profite weit geringer. Trotzdem leistet sich die Zeitung immer noch gut 1400 Journalisten, die aus jeder Ecke Amerikas und der Erde berichten. Insgesamt hat die New York Times über die Jahre 122 Pulitzerpreise gewonnen, sie ist - kurz gesagt - vermutlich die beste Tageszeitung der Welt.

Arthur Gregg Sulzberger wurde 1980 geboren, Gregg ist der Mädchenname seiner Mutter, der Künstlerin Gail Gregg. A. G. ging in New York auf eine exzellente Privatschule, er studierte Politikwissenschaft an der ebenso exzellenten Brown University und arbeitete danach, wie das in den amerikanischen Verlegerfamilien üblich war, als Journalist. 2009 trat er in den Dienst der New York Times, zunächst als Lokalreporter, dann als Bürochef in Kansas City. Er ist also vom Fach, eher Journalist als Verlagskaufmann.

Die Leser erwarten, dass die Times Donald Trump scharf angeht

Neben den technischen Umwälzungen wird es Sulzberger auch mit politischen zu tun haben. Die New York Times ist eine dezidiert linksliberale Zeitung, die Leser erwarten, dass sie den rechtspopulistischen Präsidenten Donald Trump scharf angeht und seine Lügen als Lügen entlarvt. Viele Neuabonnenten kaufen die Zeitung sogar nur aus diesem Grund. Die Linie, die kritischen, aber fairen Journalismus von politischem Anti-Trump-Aktivismus trennt, gerät dabei jedoch gelegentlich aus dem Blick.

Das hat wohl auch mit einem gewissen Trotz zu tun, immerhin ist die angeblich "versagende New York Times" für Trump ein bevorzugtes Ziel seiner Twitter-Tiraden gegen die Medien. Ob es deswegen aber sinnvoll ist, die Zeitung zum Teil des "Widerstands" gegen Trump werden zu lassen, sei dahingestellt. Immerhin ist die New York Times 166 Jahre lang ganz gut mit einem ausdrücklich unpolitischen Leitspruch gefahren: "All the News That's Fit to Print."

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